Online-Petition

Krebspatienten wollen Mitsprache

Was für Krebserkrankte als "patientenrelevant" gilt, sollen in Zukunft Patienten selbst entscheiden. Das fordern die Macher einer Online-Petition.

Veröffentlicht:
Krebs: Eine Online-Petition fordert mehr Mitsprache für Patienten bei der Behandlung.

Krebs: Eine Online-Petition fordert mehr Mitsprache für Patienten bei der Behandlung.

© pathdoc / Fotolia

KRONBERG. Was für Krebserkrankte als "patientenrelevant" gilt, soll in Zukunft von Patienten und nicht wie bisher von "Methodikern" beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) entschieden werden. Das fordert Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin des Brustkrebs-Magazins "Mamma Mia!", zusammen mit anderen Krebsgruppen.

Gemeinsam haben sie eine Petition gestartet, die die Wahrung von Patienteninteressen bei der Beurteilung von Krebsstudien durch den GBA zum Inhalt hat. Schumacher-Wulf nennt drei Kernforderungen der Petition:

» Der Studienendpunkt "progressionsfreies Leben" (PFS) soll als Therapieziel gemäß internationaler Standards als "patientenrelevant" anerkannt werden.

» Krebspatienten sollen Mitsprache- und Stimmrecht in Fragen bekommen, die sie betreffen. Dazu sollen Vertreter der jeweiligen Indikation demokratisch von Patienten aufgestellt und gewählt werden.

» Eine repräsentative Befragungsstudie von Betroffenen soll die Patientenrelevanz von PFS und weiteren Studienendpunkten erfragen. Anhand dieser Ergebnisse sei die Nutzenbewertung durch IQWiG und GBA neu auszurichten, fordern die Petenten.

Bisher knapp 2000 Unterstützer

Diese Neuausrichtung sei bitter nötig, denn die Nutzenbewertung in Deutschland sei im Moment "patientenfeindlich" und "auf den Kopf gestellt". Bisher haben knapp 2000 Menschen die Petition online unterschrieben.

Weil progressionsfreies Leben nicht als patientenrelevant anerkannt sei und diese Entscheidung nicht von Patientenvertretern, sondern vom GBA getroffen worden sei, führe die momentane Situation zu einer "sachfremden Nutzenbewertung", die internationalen Expertenmeinungen zuwiderlaufe und Patienten verunsichere, kritisiert Schumacher-Wulf.

Des Weiteren befürchten die Petenten, dass wichtige Krebsmedikamente künftig in Deutschland nicht mehr verfügbar sein könnten. Obwohl die angestrebte Preis- und Kostenreduktion durch das AMNOG im Sinne aller Versicherten sei, dürfe diese nicht auf dem Rücken von Krebspatienten ausgetragen werden. (mmr/ajo)

Die Online-Petition ist noch bis zum 5. Juli aktiv: http://tinyurl.com/y75rterz

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nutzenbewertung

G-BA fällt Bewertung für zwei Orphan Drugs

Kommentare
Andrea Hahne 08.06.201711:17 Uhr

Patientenvertretung, Patientenbeteiligung und Mitsprache ist im GBA gegeben

Die Patientenvertreter im G-BA werden nach der Patientenbeteiligungsverordnung von akkreditierten Patientenorganisationen benannt. Diese Organisationen müssen neutral und unabhängig arbeiten sowie gemeinnützige Zwecke verfolgen. Auch die einzelnen Patientenvertreter werden vor der Benennung auf Interessenkonflikte hin geprüft.

Aus aktuellem Anlass geht das Haus der Krebsselbsthilfe - Bundesverband e.V. (HKSH-BV)auf die Begründung der Petition “Wir fordern die Wahrung von Patienteninteressen bei der Beurteilung von Krebsstudien durch den G-BA” ein, die im Nachgang zum Beschluss des G-BA bezüglich des Wirkstoffs Palbociclib ins Leben gerufen wurde. Die dazu angeführte Begründung enthält inhaltliche Unstimmigkeiten, die der HKSH–BV als vertretene Patientenorganisation in seiner Stellungnahme korrigierend klarstellen möchte. Die Stellungnahme ist über folgenden Link aufrufbar:

https://www.hausderkrebsselbsthilfe.de/infothek/patientenvertretung

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Wichtige Signalwege und Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie beim Mammakarzinom

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Molekularpathologische Diagnostik

Welche Tests sind wichtig beim Mammakarzinom?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH GmbH, Hamburg
AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

© Springer Medizin Verlag GmbH

AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: Algorithmus zur diagnostischen gBRCA-Testung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [11]

HER2-negatives fortgeschrittenes Mammakarzinom

Diagnostische gBRCA-Testung ist die Basis der Therapieentscheidung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job