Bayern

Kammerchef Kaplan: "Ärzte sind Garanten für Qualität"

Im Vorfeld des Bayerischen Ärztetages macht Kammerpräsident Dr. Max Kaplan sich für das Berufsbild des Physician Assistant stark. Die Gesamtverantwortung für die Therapie müsse weiter beim Arzt liegen. Die Gesellschaft stehe vor einer Grundsatzentscheidung.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Der Arzt im Mittelpunkt der Versorgung – bleibt diese Rolle auch künftig klar definiert?

Der Arzt im Mittelpunkt der Versorgung – bleibt diese Rolle auch künftig klar definiert?

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MÜNCHEN. Der Arzt muss der zentrale Akteur im Gesundheitswesen bleiben – das forderte Bayerns Ärztekammer-Präsident Dr. Max Kaplan im Vorfeld des Bayerischen Ärztetages, der vom 20. bis 22. Oktober in Rosenheim stattfindet.

An dieser Frage, so Kaplan, zeige sich nicht weniger als eine gesellschaftliche Grundsatzfrage: "Erhalt des bewährten Gesundheitssystems mit dem Arzt als Garanten für Qualität und Patientensicherheit – oder Aufteilung der Heilkundeausübung und der Schaffung von Parallelstrukturen mit den damit verbundenen Risiken für die Patienten."

Konkret sprach sich Kaplan gegen den derzeit diskutierten Studiengang Osteopathie aus. Ein solches Studium und daran anknüpfende berufliche Befugnisse seien abzulehnen. Auch in der gemeinsamen Behandlung beispielsweise mit Physiotherapeuten müssten weiterhin die Rolle und Verantwortung des Arztes klar sein. Diagnose, Indikation sowie die Gesamtverantwortung für die Therapie müssten wie bisher dem Arzt vorbehalten sein. Positiv äußerte sich Kaplan dagegen zum Physician Assistant. Dieser neue Beruf könne Mediziner entlasten, und so helfen, die knappe "Ressource Arzt" effizienter einzusetzen.

Plus bei Ärzten, aber Mangel bleibt

Die sei weiterhin bayernweit knapp, besonders auf dem Land. Dabei fehlten vielerorts nicht nur Hausärzte, sondern auch verschiedene Fachärzte vom Dermatologen bis zum Pädiater. Derzeit gebe es in Bayern 62.534 berufstätige Ärzte und damit 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zuwachs sei gegenüber dem der Behandlungsfälle aber zu gering. Zudem wachse die Gruppe der jungen Ärzte langsamer als die derjenigen, die in den nächsten Jahren in Pension gehen.

Nicht zuletzt verändere der anhaltende Trend zu Anstellung und Teilzeitarbeit die Versorgungslandschaft. Derzeit seien allein in Bayern 6340 Ärzte angestellt, und damit ganze 11,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Innerhalb von zehn Jahren entspreche das einer Verdreifachung. Immer öfter arbeiteten junge Ärzte für einige Jahre angestellt und übernähmen dann eine Praxis. Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass insgesamt noch genug Niedergelassene im Feld seien.

Kaplan sagte, es müsse verhindert werden, dass etwa Krankenkassen oder Klinikkonzerne frei werdende Arztsitze aufkauften und dann Ärzte anstellten. "Vertragsarztsitze gehören in die Hand von uns Ärztinnen und Ärzten", betonte Kaplan. Das sei für das Selbstverständnis des freien Berufes ebenso unerlässlich wie für die Qualität der Behandlung.

Zugleich seien aber auch in Kliniken immer mehr Arztstellen unbesetzt, die Arbeitslast verdichte sich. Bei manchen ausländischen Kollegen erschwerten sprachliche Probleme die Behandlung zusätzlich. Daher müssen Ärzte aus anderen Ländern seit dem 1. April auch bei der Landesärztekammer einen Sprachtest auf dem Sprachniveau C1 absolvieren. Er umfasse ein Arzt-Patienten-Gespräch, ein Arzt-Arzt-Gespräch sowie einen schriftlichen Teil. Bisher habe nur knapp jeder zweite Bewerber diesen Test erfolgreich bestanden.

"Telemedizin darf nicht blockieren"

Die knappe Ressource Arzt müsse nicht zuletzt durch Digitalisierung und Telemedizin effizienter genutzt werden, so der zweite Kammervize Dr. Wolfgang Rechl. Das müsse aber arzt- und patientengerecht umgesetzt werden. Es dürfe nicht passieren, dass telemedizinische Angebote womöglich irgendwann den Zugang des Patienten zu einem Arzt blockieren. Zudem sei davon auszugehen, dass sich diese Form der Behandlung nicht für jeden Patienten eigne. Es sei eine vorrangige Aufgabe, das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu erhalten.

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