E-Health

Digitalisierung ist im Versorgungsalltag noch nicht angekommen

Patienten könnten Diagnostik und Beratung bald zu Hause haben. Vorausgesetzt, die Digitalisierung nimmt Fahrt auf.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Scanner, Software und Smartphone – so sieht Professor Bertram Häussler, Vorsitzender der Geschäftsführung des Forschungsinstituts IGES, die Diagnostik von morgen. Er betonte beim Europäischen Gesundheitskongress, wie viel Potenzial das Integrieren und Auswerten von Gesundheitsdaten habe. Heutzutage könne das über Algorithmen erfolgen.

Bisher würden diese Möglichkeiten aber gerade in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, kaum genutzt. Die bis heute nicht umgesetzte elektronische Gesundheitskarte sei ein Beispiel dafür.

Nicht zuletzt zeige das Beispiel von Google Street View, welche Hürden sich bei der Digitalisierung in Deutschland stellten. Es sei weltweit das einzige Land, in dem Google dieses Projekt gestoppt habe, seit 2010 keine neuen Bilder mehr mache, und viele schon erfasste Häuser auf Wunsch ausgeblendet habe.

Digitalisierung werde zu oft als Risiko gesehen, zu selten als Chance, so Häussler. Dabei könnten moderne Mittel vieles effizienter machen. Das gelte gerade für das Gesundheitssystem. Grundsätzlich könnten Diagnostik und Vorsorge sogar bald Teil des Alltags werden.

Vorstellbar wäre, dass Patienten Scanner und Software zu Hause hätten, die sie mit dem Smartphone verknüpfen könnten. Durch Kombination neuer Daten mit der medizinischen Vorgeschichte sei dann eine Diagnostik und Beratung möglich. Auf unklare Symptome könne direkt reagiert werden. Zeige die erste Symptomauswertung, dass ein Arzt zu Rate gezogen werden müsse, könnten immer noch viele Termine telemedizinisch erfolgen. Ein abgestuftes Verfahren führe den Patienten erst dann persönlich zum Arzt, wenn das wirklich notwendig sei.

Eine zu diesem Zweck erstellte künstliche Intelligenz habe jederzeit alle Informationen über die Krankengeschichte. Die könnten bei Bedarf dann auch alle behandelnden Ärzte nutzen. Der Patient bestimme dabei selbst über die Verwendung seiner Daten, könne Informationsebenen zuschalten oder abstellen. Nicht zuletzt habe eine künstliche Intelligenz unbegrenzt Zeit. "Das trägt zu einer hohen Personalisierung der Medizin bei", so Häussler.

Im deutschen Gesundheitssystem seien Veränderungen in Richtung einer Digitalisierung jedoch schwierig. Häussler warf daher die Frage auf, ob die digitale Infrastruktur statt dessen von einer Stelle außerhalb des Gesundheitssystems eingerichtet werden solle, etwa von der Bundesnetzagentur. (cmb)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie steht es um den Datenschutz bei der ePA, Frau Specht-Riemenschneider?

Lesetipps
Auf einem Kalender liegen eine Spritze und ein Reisepass.

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen

Eine Fraktur wird fixiert.

© Radiographs / stock.adobe.com

Hyperglykämische Stoffwechsellage

Diabetes: Die wenig beachteten Folgen

Einer Person wird Blut abgenommen.

© luaeva / stock.adobe.com

Hohe Sterblichkeit

Diese vier Killer bei Thrombozytopenie nicht übersehen!