Hirnleistungstests

Alzheimer-IGeL fallen bei Experten durch

Der IGeL-Monitor hat keine Studien gefunden, die einen Nutzen der Demenz-Früherkennung belegen.

Veröffentlicht:

ESSEN. Gewohnt kritisch geht der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS) in seiner Bewertungsreihe "IGeL-Monitor" mit Hirnleistungstests zur Demenz-Früherkennung ins Gericht: "Tendenziell negativ" lautet die jüngste Bewertung dieser Selbstzahlerleistung. Begründung: Wissenschaftliche Studien, die den Nutzen der Tests belegten, habe man nicht gefunden. Schäden durch die Tests seien jedoch durchaus möglich – exemplarisch ist von "unnötiger Beunruhigung und unnötigen Therapien" die Rede.

Nicht nur habe man keine Studien zum Nutzen der Früherkennung gefunden, heißt es. Vielmehr gebe es auch "gute Gründe anzunehmen, dass kein Nutzen zu erwarten ist". Man habe eine Übersichtsarbeit entdeckt, wonach die derzeit verfügbaren Arzneimittel in einer frühen Krankheitsphase nicht in der Lage seien, die geistigen, körperlichen und Verhaltens-Einschränkungen der Patienten aufzuhalten. "Folglich ist es unnötig, eine Demenz möglichst früh zu erkennen", schreibt der MDS.

In Deutschland leben den Angaben zufolge rund eine Million Menschen mit Demenz. Pro anno seien etwa 200.000 Neuerkrankungen zu registrieren. Hirnleistungs-Checks, die mit dem Versprechen angeboten würden, "bislang unbemerkte, frühe Anzeichen einer Demenz erkennen zu können", kosteten zwischen sieben und 21 Euro. Mit seinem Votum "tendenziell negativ" beansprucht der MDS, auch konsenskonform geurteilt zu haben. So spreche sich "die aktuelle ärztliche Leitlinie ‚Demenzen‘ gegen eine Untersuchung von Personen ohne Beschwerden oder Symptome aus, da es ‚zu einer hohen Anzahl falsch positiver Diagnosen bzw. Verdachtsdiagnosen kommen‘ würde". Zudem würden Schäden durch Verunsicherung oder medikamentöse Nebenwirkungen auch deshalb unnötig in Kauf genommen, weil sich "jede zweite frühe Demenz ohnehin nicht zu einer schweren Form weiter entwickelt".

Der Hirnleistungs-Check ist die bislang 46. IGeL, die der MDS bewerten ließ. Ein eindeutiges "positiv" wurde bislang nicht vergeben. (cw)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren