Masterplan Medizinstudium

DEGAM fürchtet Rolle rückwärts

Es hakt bei der Umsetzung des Masterplans. Die Fachgesellschaft DEGAM will verhindern, dass zentrale Reformziele verwässert werden.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Medizinstudenten üben am Uniklinikum Halle (Saale) die Wiederbelebung an einer Puppe.

Medizinstudenten üben am Uniklinikum Halle (Saale) die Wiederbelebung an einer Puppe.

© Jan Woitas / dpa

BERLIN. Beim Masterplans Medizinstudium 2020 nimmt die Konfliktschärfe im Umsetzungsprozess zu. Jetzt hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in einer Stellungnahme vor einem programmatischen Salto rückwärts bei der Reform gewarnt.

Dabei beruft sie sich auf die sogenannte Prenzel-Kommission, deren Bericht im vergangenen Dezember veröffentlicht worden ist. Die Arbeitsgruppe unter Leitung des Bildungsforschers Professor Manfred Prenzel sollte im Auftrag von Bundesgesundheits- und Bundesforschungsministerium die finanziellen und studienplatzbezogenen Auswirkungen des Masterplans untersuchen. Damit sollte auch erhellt werden, inwieweit die Approbationsordnung für Ärzte angepasst werden muss.

Korrektur durch die kalte Küche?

Die DEGAM erhebt nun schwere Vorwürfe: Die Kommission habe sich nicht auf ihren eigentlichen Auftrag konzentriert, sondern sie versuche eine „Korrektur des Masterplans“. Zur Erinnerung: Durch die 37 im Masterplan aufgeführten Maßnahmen sollte die ambulante Versorgung – insbesondere die Allgemeinmedizin – mehr in das Studium einbezogen, der frühzeitige Patienten- und Praxisbezug gestärkt werden.

 Offensichtlich aber, so die DEGAM, „dominierten in der Kommission diejenigen, die vor allem Interesse an vermehrten Ressourcen für die traditionellen universitären Einrichtungen haben“.

Was hingegen im Kommissionsbericht fehle, sei die im Masterplan geforderte „Verlagerung von Teilen der Forschung und Lehre in den Bereich der primärärztlichen und vertragsärztlichen Versorgung“. Werde dies unzureichend bei der Umsetzung berücksichtigt, dann verfehle der Masterplan die von der Politik ausdrücklich gewünschte Orientierung an den Versorgungsbedürfnissen einer alternden Bevölkerung.

Endgültig vergrätzt ist die Fachgesellschaft, weil sie jahrelang für das vertragsärztliche Pflichtquartal gekämpft hat – und dieses nun umdefiniert werden soll. Hochschulambulanzen, so heißt es im Kommissionsbericht, solle „bei der verstärkten Abbildung der ambulanten Medizin in der ärztlichen Ausbildung eine zentrale Rolle zukommen“.

Masterplan wird „konterkariert“

„Völlig inakzeptabel“, lautet dazu das Urteil der DEGAM. Denn damit würden die Intentionen des Masterplans „konterkariert“. Auch die Berechnungen der Kommission zum zusätzlichen Finanzbedarf in Folge der Studienreform hält die DEGAM für kritikwürdig.

Um rund fünf Prozent müsse der „Landeszuführungsbetrag“ erhöht werden, den Universitätskliniken von den Ländern erhalten, um ihre Aufgaben in Forschung und Lehre zu finanzieren – bundesweit eine gewaltige Summe. Beispiel RWTH Aachen mit 2500 Medizin-Studierenden: Dort beliefen sich die Mittel des Landes NRW zuletzt auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr.

Die DEGAM fürchtet, dass mit solchen Zahlen eine rasche Umsetzung der Reform torpediert wird und hält dagegen: „Faktisch ist Lehre in Arztpraxen und durch Lehrbeauftragte wesentlich günstiger“ als durch wissenschaftliche Mitarbeiter an Universitäten. Der Mehrheit der Kommission gehe es um „mehr Ressourcen für die etablierten universitären Bereiche“.

Kosten des PJ kalkuliert

Die Fachgesellschaft hat vor fünf Jahren die Kostenfolgen für das ambulante Pflichtquartal auf bundesweit rund 45 Millionen Euro pro Jahr taxiert. Auch das PJ in der vertragsärztlichen Versorgung koste nicht mehr als an Universitäten, wenn dort ein wissenschaftlicher Mitarbeiter für acht PJ‘ler vorgesehen ist.

Das Ringen wird weiter gehen: Denn die Prenzel-Kommission hat einen unabhängigen „Beirat Medizinstudium 2020“ vorgeschlagen, der die Umsetzung des Masterplans begleiten soll. Das begrüßt die DEGAM, dringt aber darauf, dass dort Vertreter aus der Allgemeinmedizin, vertragsärztlicher Versorgung und aus Ländergesundheitsministerien an Bord sind.

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