Jahrestagung

Bundeswehr Sanitätsdienst wieder auf Wachstumskurs

Im Zuge von Änderungen der Strategie der Bundeswehr sieht sich der Sanitätsdienst vor wachsenden Herausforderungen, vor allem bei der Rekrutierung von Personal. Aber die Zeiten des Spardiktats sind vorbei.

Sybille CornellVon Sybille Cornell Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft hat der stellvertretende Inspekteur des Zentralen Sanitätsdiensts der Bundeswehr, Dr. Stefan Schoeps bei der 4. Jahrestagung der Reservisten des Sanitätsdienstes mit 163 Teilnehmern gewagt. Es gebe zwar große Herausforderungen doch hätten sich wichtige Rahmenbedingungen geändert. Insbesondere die Erhöhung der finanziellen Mittel durch die veränderte Aufgabenstellung weg von der vorrangigen Krisenintervention hin zur Landes- und Bündnisverteidigung, sei hier zu nennen, sagte Schoeps in der vergangenen Woche in München.

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr betreibt fünf Krankenhäuser mit insgesamt 1800 Betten. Insgesamt sind rund 20.000 Bundeswehrangehörige im Sanitätsdienst beschäftigt. „Wir sind nur ein kleiner Spieler im Gesundheitswesen der Bundesrepublik, der jedoch gleichwertig mit Krankenhäusern und Rettungsdiensten Leistung liefert“, betonte Schoeps.

Als wichtigste Herausforderungen der kommenden Jahre nennt der Arzt die Aufstockung der Reservistenzahlen, die Digitalisierung und den Abbau von Bürokratie. Nach dem Ende der Wehrpflicht, die „immer die beste Werbung für die Bundeswehr war“, habe sich schon viel getan, um die Attraktivität der Bundeswehr und des Sanitätsdienstes zu erhöhen.

Elternzeit auch in der Bundeswehr

Ein wesentlicher Faktor für die gestiegene Attraktivität sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die unter anderem mit den nun möglichen Teilzeitverträgen, Elternzeit und Kinderbetreuung erleichtert worden ist. Auch die Rangvergabe entsprechend dem Niveau des zivilen Lebens und die verbesserten Aufstiegsmöglichkeiten seien hierbei zu nennen.

Doch es bleiben noch viele Themen für dringend notwendige Veränderungen, zum Beispiel eine gute Kommunikation auf allen Ebenen. „Ein zentrales Problem sind die Verfahren und nicht das Geld“, sagte Schoeps. Im Beschaffungswesen verhindern vorgeschriebene Ausschreibungsverfahren insbesondere bei medizinischem Gerät die zeitnahe Realisierung. „Diese Verfahrenswege sind Engpässe“, so sein kritisches Urteil. Und er sorge sich dabei um die Außenwirkung. „Der Sanitätsdienst der Bundeswehr muss auf Augenhöhe mit der zivilen Medizin sein“, forderte er nachdrücklich.

Es habe sich bereits viel getan. „Wir können wieder gestalten“, so Schoeps mit Blick auf die Jahre der Verkleinerung und der damit verbundenen Sparprozesse. Insgesamt stehe der Sanitätsdienst der Bundeswehr heute gut da. Sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zum Angebot der zivilen Gesundheitsversorgung.

Ein wichtiges Ziel des Sanitätsdienstes ist es, die Anzahl der Reservisten zu erhöhen, die neben ihrem Beruf, etwa als Arzt oder Pfleger, von Zeit zu Zeit Dienst in der Bundeswehr tun. Hier werden laut Schoeps nicht alle Möglichkeiten genutzt. So werde zwar Werbung für die Bundeswehr vor allem bei jungen Schulabgängern gemacht. Doch nach der Verpflichtungszeit, bei Ausscheiden aus der Bundeswehr, werde längst nicht jeder gefragt, ob er in Zukunft als Reservist zur Verfügung steht. „Hier vergeben wir Chancen, die eigentlich leicht nutzbar wären“, so Schoeps.

Aufstockung bei Reservisten

Personen, die aus dem aktiven Dienst ausscheiden und über Jahre die Bundeswehr als ihren Arbeitgeber vertreten haben, seien potenziell nicht nur geübte Reservisten, sondern auch Multiplikatoren, die die Arbeit des Sanitätsdienstes aus eigener Erfahrung transparent machen können. Die Aufstockung der Reservistenzahl im Sanitätsdienst von aktuell rund 3500 auf anvisierte 6000 bis 2031 wird angesichts immer wieder aufgrund persönlicher Motive, Alters- oder Gesundheitsgründe ausscheidender Mitglieder eine Herausforderung bleiben.

Wir sind nur ein kleiner Spieler im Gesundheitswesen, der jedoch gleichwertig mit Krankenhäusern und Rettungsdiensten Leistung liefert.

Dr. Stefan Schoeps Stellvertretender Inspekteur des Zentralen Sanitätsdiensts der Bundeswehr

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