Tipps für die Arzthelferin

Trauer in der Praxis - wie gehen Sie damit um?

Mit den Novembertagen kommt für viele Menschen die Zeit für das Totengedenken. Ein Thema für die Praxis?

Von Theresia Wölker Veröffentlicht:

Der Tod gehört zu den letzten Tabu-Themen unserer Zeit. Auch Profis im Gesundheitswesen fehlen manchmal die richtigen Worte, wenn es um Sterben, Tod und Trauer geht.

Da beginnt sie, die große Sprachlosigkeit. Was sagt "man"? "Herzliches Beileid" oder gar "Ich drücke mein Beileid aus"?

Gerade weil der individuelle Todesfall aus unserem Alltagsleben verschwunden ist und viele Menschen noch keinen Toten - außer in den Medien - gesehen haben, herrscht nicht nur bei medizinischem Fachpersonal Unsicherheit über den Umgang mit dem Schock des Todes und der Trauerreaktion der Angehörigen.

Dabei wartet der Patient, der betroffen ist, auf ein tröstendes Wort, auf eine anteilnehmende Reaktion, auf eine zarte Geste des Mitgefühls.

Phrasen sind überflüssig. Ehrlicher ist es, das zu formulieren, was man fühlt: zum Beispiel "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!" oder " Ich kann mir vorstellen, wie sehr Ihnen das weh tut!" oder "Wenn wir etwas für Sie tun können, sagen Sie es bitte."

Manchmal ist es auch angebracht, nichts zu sagen und einfach nur zuzuhören. Ein fester Händedruck, eine leichte Berührung des Armes bei Patienten, die man schon länger kennt, sind angemessen und tröstend.

Auch in der Hektik des Praxisalltags muss Zeit sein, einem trauernden Menschen ein paar Minuten zuzuhören und an seinem Schmerz Anteil zu nehmen.

Trauer tut der Seele weh; und Schmerzen zu lindern gehört zu den vordringlichsten Pflichten von Praxisteams. Die MFA kann durch Hinweise in der Karteikarte den Arzt bei der Trauerarbeit aktiv unterstützen.

Vor allem alleinstehende Patienten sind dankbar, wenn sie nicht nur bei behördlichen Notwendigkeiten unterstützt werden.

Oft sind zurückbleibende ältere Menschen ohne Familie, haben keine sozialen Bindungen mehr und sind mit ihrer Trauer allein.

Gerade Mitarbeiter von Hausarztpraxen können hier soziales und humanes Engagement zeigen: durch regelmäßige Gesprächstermine, durch - falls erforderlich - Hausbesuche des Arztes oder der MFA, durch Organisation und Koordination der Versorgung in der häuslichen Umgebung (Einschalten von Hilfsorganisationen wie "Essen auf Rädern", Sozialstation, Seniorenclub oder Vermittlung eines Pflegeheimplatzes).

Soll eine Arztpraxis bei Bekanntwerden eines Todesfalles eine Trauerkarte oder einen Kondolenzbrief schreiben? Das werden Arzt und Mitarbeiter sicher von Fall zu Fall entscheiden. Nur - ganz sprachlos sollten Todesfälle von Patienten nicht zu den Akten gelegt werden.

Die richtigen Worte bei Trauerfällen zu finden ist nicht leicht. Aber der Umgang mit dem Tod und trauernden Angehörigen sollte auch zum Thema im Team werden.

In einer Teamsitzung sollten die vielfältigen Möglichkeiten und Hilfen, die die Praxis den Angehörigen geben kann, vom Arzt mit seinen Mitarbeiterinnen besprochen werden: Was ist zu tun, wenn in der Praxis ein plötzlicher Todesfall auftritt? Wie verhalten wir uns, wenn wir vom Tod eines Patienten erfahren?

Gibt es Absprachen mit dem örtlichen Bestattungsinstitut über die Abwicklung der Leistungen für Leichenschau, Wegegeld etc.? Sind im Arztkoffer und in der Praxis die notwendigen Formulare vorhanden?

Haben wir eine Sozial-Kartei (Datei) mit umfassenden Adressen von Hilfsorganisationen und sozialen Einrichtungen? Gibt es Kontakte, Adressen, Literatur für Angehörige zur Bewältigung der Trauer?

Auch wenn es uns nicht passt, das Sterben und der Tod gehören zu unserem Leben, und jeder wird irgendwann einmal damit konfrontiert. Trauernde Angehörige brauchen die heilende Kraft von Trost und Anteilnahme.

Und das ist - neben den alltäglichen Praxissorgen - eine große Herausforderung für Arzt und Team. Der Schmerz von Menschen, die jemanden verloren haben, sollte uns nicht sprach- und hilflos machen. Aber das gelingt nur, wenn wir die Scheu verlieren, uns persönlich damit auseinanderzusetzen.

Zur Person: Theresia Wölker aus Bendorf ist Personaltrainerin und Beraterin für Praxisteams.

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