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50 Jahre "Pille" - Sichere Kontrazeption mit wenig Hormon

Seit die erste Anti-Baby-Pille im August 1960 in den USA auf den Markt kam, hat sich bei der hormonalen Kontrazeption viel getan. Es gibt inzwischen Präparate mit viel geringeren Hormondosen. Außerdem sind neue Gestagene und ein neues Östrogen hinzugekommen.

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Die meisten Frauen verhüten heute mit niedrig-dosierten Pillen.

Die meisten Frauen verhüten heute mit niedrig-dosierten Pillen.

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NEU-ISENBURG (ikr). Die erste Anti-Baby-Pille, die am 18. August 1960 in den USA unter dem Handelsnamen Enovid 10 auf den Markt kam, enthielt 0,15 mg des Östrogen-Abkömmlings Mestranol und 9,85 mg des synthetischen Gestagens Norethynodrel. Und die knapp ein Jahr später am 14. Juni 1961 in Deutschland eingeführte Pille (Anovular) enthielt 0,05 mg des Östrogens Ethinylestradiol und 4  mg des Gestagens Norethisteronacetat.

Diese ersten oralen Kontrazeptiva enthielten noch recht große Hormonmengen. Mittlerweile sind Präparate mit viel niedrigeren Östrogen- und Gestagen-Dosierungen erhältlich, und diese werden auch überwiegend genutzt. So nehmen aktuellen Studiendaten zufolge in Deutschland etwa 36 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter orale Kontrazeptiva mit weniger als 0,05 mg Ethinylestradiol ein, und nur 2,3 Prozent schlucken noch Pillen mit höherer Östrogendosis. Die meisten der derzeit erhältlichen Präparate enthalten nur noch 0,035 mg, 0,03 mg oder sogar nur 0,02 mg Ethinylestradiol. Diese als Mikropillen bezeichneten Präparate haben den Vorteil, dass sie nicht nur verträglicher sind als höher dosierten Pillen, sondern auch weniger riskant, was das Gefäß-System betrifft.

"Bei niedrig-dosierten Pillen ist das Risiko für venöse Thromboembolien absolut gesehen nur gering erhöht", heißt es in der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zur Empfängnisverhütung. Es sollten daher vorzugsweise niedrig-dosierte Pillen verordnet werden. Mit oraler Kontrazeption bekommen sechs von 10 000 Frauen pro Jahr eine venöse Thromboembolie, und ohne die Pille haben drei von 10 000 Frauen pro Jahr ein solches Ereignis. Das Thromboserisiko vermindert sich mit abnehmender Dosierung des Ethinylestradiols von 0,05 mg auf 0,03 bis 0,04 mg um bis zu 30 Prozent und bei weiterer Reduktion auf 0,02 mg um 18 Prozent (BMJ 2009; 339: b2890).

In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe werden niedrig-dosierte orale Kontrazeptiva bei Frauen über 35 Jahre außerdem zur Minimierung des kardiovaskulären und des zerebrovaskulären Risikos empfohlen. Die Experten weisen darauf hin, dass kardiovaskuläre Ereignisse und Schlaganfälle bei Frauen bis zum 35. Lebensjahr eine Rarität sind. Und es gebe keinen Nachweis, dass östrogenhaltige Pillen das KHK-Risiko bei Frauen ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren erhöhen. Bei gesunden Nichtraucherinnen erhöhen orale Kontrazeptiva bis zum 35. Lebensjahr auch nicht das Risiko für hämorrhagische Insulte.

Seit der Einführung der ersten Anti-Baby-Pille vor nunmehr fünfzig Jahren hat es noch einen weiteren beachtlichen Fortschritt gegeben: Es kann jetzt zwischen vielen verschiedenen Gestagenen gewählt werden, die ganz bestimmte therapeutische Zusatzwirkungen entfalten.

Ein Beispiel hierfür sind antiandrogen wirkende Gestagene wie Chlormadinonacetat. Außer der hohen kontrazeptiven Sicherheit wurden in Studien mit einer Pille, die Chlormadinonacetat enthält, auch günstige Effekte auf Haut und Haare beobachtet. Frauen, die ein solches Kontrazeptivum benutzen, haben weniger Akne und Seborrhoe und weniger fettiges Haar.

Eine Besonderheit war auch die Einführung der ersten Drospirenon-haltigen Pillen im Jahre 2000. Drospirenon ist ein Abkömmling des Spironolactons, ein kaliumsparendes Diuretikum. Das ebenfalls antiandrogen wirkende Gestagen wirkt der Gewichtszunahme entgegen, indem es Rezeptoren für Mineralkortikoide in den Nieren blockiert. Dadurch wird die östrogenbedingte Wasser- und Natriumretention unterdrückt.

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der hormonalen Kontrazeption ist die erste Östradiolvalerat-haltige Pille. Das im vergangenen Jahr in Deutschland neu eingeführte Kontrazeptivum enthält außer 17-beta-Estradiol das Gestagen Dienogest (Qlaira®). Die neue Pille bietet nicht nur eine hohe kontrazeptive Sicherheit, sondern hält klinischen Studien zufolge auch Hypermenorrhoe und Zusatzblutungen in Schach. Estradiol belastet nur wenig Stoffwechsel- und Gerinnungsparameter. Vorteile von Dienogest sind die relativ geringe Blutungsstärke und die antiandrogene Partialwirkung.

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