Adipositas-Chirurgie läßt nicht nur die überflüssigen Pfunde purzeln

MÜNCHEN (sto). Die operative Behandlung extrem übergewichtiger Patienten ist eine effektive Methode zur Gewichtsreduktion - wenn andere Diät-Versuche versagt haben. Die Adipositas-Chirurgie ist in Deutschland allerdings noch nicht sehr weit verbreitet.

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In Frankreich werden jährlich etwa 15 000 Eingriffe zur operativen Gewichtsreduktion vorgenommen. Dagegen sind es in Deutschland pro Jahr nur etwas mehr als 1000 Operationen, wie Professor Rudolf Weiner, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt am Main, beim Chirurgen-Kongreß in München berichtet hat.

Daß das Verfahren nutzt, belegt zum Beispiel eine prospektive Studie des Krankenhauses Sachsenhausen. Zwischen Februar 2001 und März 2003 seien dabei 192 Patienten mit Adipositas laparoskopisch operiert worden, berichtete Dr. Ingmar Pomhoff. Bei 64 Patienten wurde ein steuerbares Magenband eingesetzt, bei 65 Patienten wurde minimal-invasiv ein Magenbypass gelegt, und 63 Patienten erhielten einen biliopankreatischen Bypass mit Duodenalswitch.

Bei dieser Operation wird nach subtotaler Magenresektion das distale Ileum mit dem Magen anastomisiert. Die Nahrung gerät auf diese Weise erst spät mit dem biliopankrealen Sekret in Verbindung, die Verdauung wird also stark reduziert. Der mittlere Body-Maß-Index (BMI) vor dem Eingriff lag in der Gruppe mit dem Magenband bei 46 kg/m2, in der Gruppe mit Magenbypass bei 48 kg/m2 und bei den Patienten mit Duodenalswitch bei 56 kg/m2. Über 80 Prozent der Patienten waren Frauen, das mittlere Lebensalter lag bei etwa 36 Jahren.

In der Magenband-Gruppe waren ein Jahr nach der Operation knapp 70 Prozent der zuvor überzähligen Kilos verschwunden. Die Patienten in der Magenbypass-Gruppe verloren durch die Operation bis zu 75 Prozent ihres Übergewichts und in der Gruppe nach Duodenalswitch sogar mehr als 80 Prozent.

Das Ziel der Op - ein Verlust von mindestens 25 Prozent des Ausgangsgewichts - sei allerdings in der Magenband-Gruppe von zwölf Prozent der Patienten nicht erreicht worden, so Pomhoff. In den beiden anderen Gruppen habe es keine Therapieversager gegeben.

Ein weiterer positiver Aspekt der Adipositas-Chirurgie: Von 23 insulinpflichtigen Patienten mit Typ-2-Diabetes konnten in den beiden Gruppen mit Magenbypass und Duodenalswitch 21 Patienten die Insulintherapie innerhalb von drei Monaten nach dem Eingriff beenden. In der Magenband-Gruppe besserte sich zumindest bei sechs Patienten mit Typ-2-Diabetes die Stoffwechselsituation, ohne daß jedoch die Insulintherapie beendet werden konnte.

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