Ältere Frauen mit Brustkrebs nicht gut versorgt

Ältere Frauen mit Brustkrebs haben oft zusätzliche internistische Erkrankungen und werden häufig nicht leitliniengerecht behandelt. Um die Versorgung solcher Patientinnen zu verbessern, regt Professor Kurt Possinger aus Berlin den Aufbau eines zentralen Registers an.

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Von Peter Leiner

BERLIN. Aus Studiendaten geht zwar hervor, dass zwei Drittel der Frauen mit einem Mammakarzinom geheilt werden. Allerdings: Das mediane Erkrankungsalter in diesen Studien beträgt 63,4 Jahre.

"Brustkrebs ist ganz klar eine Alterserkrankung", sagte Possinger beim 29. Deutschen Krebskongress in Berlin. Doch zu Frauen mit Brustkrebs, die älter als 70 Jahre sind, gebe es derzeit keine guten Therapiedaten. Possinger erinnerte daran, dass von 1000 Frauen im Alter von 80 Jahren 35 an Brustkrebs erkranken, und elf von diesen sterben in den kommenden zehn Jahren.

Brustkrebs ist ganz klar eine Alterserkrankung. ©www.imagesource.com

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Auf noch einen anderen Umstand machte er aufmerksam, der aus den Ergebnissen einer US-amerikanischen Studie hervorgeht: Von 1000 Frauen werden innerhalb von zehn Jahren insgesamt 670 an einer ganz anderen Ursache als Brustkrebs sterben. "Das heißt, wir müssen unser tumorspezifisches Denken auf das internistische Denken ausdehnen", so Possinger.

In der Studie wurden auch 127 Frauen über 85 Jahre mit Brustkrebs primär unter dem Aspekt der Kuration operiert und medikamentös behandelt. Innerhalb der nächsten 30 Monate starben 16 Patientinnen an den Folgen eines Mammakarzinoms, insgesamt 42 Patientinnen jedoch an ganz anderen Ursachen, etwa an den Folgen von Diabetes mellitus oder an einer Herzerkrankung. "Hier ausschließlich unter dem Tumoraspekt zu therapieren, das kann künftig nicht mehr sein." In diesem Zusammenhang sei die internistische Onkologie gefragt, zumal Komorbiditäten im Alter "dramatisch" zunehmen würden.

Possinger berichtete darüber hinaus, dass der Lymphknotenbefall bei Frauen mit Brustkrebs um so stärker ist, je älter die Patientinnen sind, und zwar drastisch steigend ab dem 80. Lebensjahr. "Es ist dann ein aggressiverer Tumor." Zumindest US-Daten zufolge nimmt aber die Zahl der Lymphknotenextirpationen gerade im Alter deutlich ab, obwohl die Frauen im hohen Alter einen stärkeren Lymphknotenbefall haben. Frauen dieser Altersgruppe würden somit seltener leitliniengerecht versorgt.

Da es bisher nicht genügend Studiendaten zur Versorgung hochbetagter Patientinnen mit Brustkrebs gebe, schlägt der Berliner Onkologe vor: "Wir brauchten ein zentrales Register, nicht nur ein paar regionale Register." Auch sei eine bessere finanzielle Unterstützung der Versorgungsforschung erforderlich. Schließlich müssten mehr alte Menschen als bisher innerhalb von Studien betreut werden,so Possinger.

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