Hintergrund

Auch gelb- oder grünliches Sputum ist kein Grund, gleich zu Antibiotika zu greifen

Wie sieht die Datenlage zur Behandlung von Patienten mit einem "Erkältungshusten" aus? Eine Leitlinie gibt Antworten.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Jetzt im Herbst beginnt wieder die Erkältungszeit und die Wartezimmer füllen sich mit hustenden Patienten.

Jetzt im Herbst beginnt wieder die Erkältungszeit und die Wartezimmer füllen sich mit hustenden Patienten.

© imagebroker / imago

Husten ist eine außerordentlich häufige Beschwerde. Wie häufig genau - dazu gibt es in Deutschland keine verlässlichen Daten. Denn Husten wird anders als Atemnot oder Thoraxschmerzen von vielen Betroffenen zunächst nicht zwingend als Krankheitszeichen wahrgenommen, sodass ein früher Arztkontakt unterbleibt, berichten die Autoren der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zur Diagnostik und Therapie bei erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten

Zumindest in den USA sei Husten aber die häufigste Beschwerde, einen Allgemeinarzt oder eine Klinikambulanz aufzusuchen, hätten Studien ergeben. Dies bedeute in den USA etwa 30 Millionen Arztbesuche pro Jahr.

Anamnese und körperliche Untersuchung reichen aus

Akuter und chronischer Husten

Füllen sich jetzt wieder die Wartezimmer mit hustenden Patienten, ist klar: Die meisten von ihnen haben bei akutem viralem Infekt einen "Erkältungshusten" mit oder ohne begleitender Bronchitis. Hier reichen Anamnese und körperliche Untersuchung, erinnert die DGP. Weitere Diagnostik sei unnötig, könne zu Komplikationen und unnötigen Kosten für das Gesundheitswesen führen.


Deshalb sei es sinnvoll, acht Wochen bis zum Beginn einer Stufendiagnostik abzuwarten, wenn eine für einen akuten Atemwegsinfekt typische Anamnese und ein passender körperlicher Untersuchungsbefund vorliegen. Diese willkürlich gezogene Grenze von acht Wochen zur Differenzierung des akuten vom chronischen Husten markiere den obligaten Start der ausführlichen Diagnostik - eingeleitet mit Thorax-Röntgenaufnahme und Lungenfunktionsprüfung. Liegen besondere Umstände vor, etwa Hämoptoe oder Thoraxschmerzen, die nicht mit einem banalen Infekt der Atemwege in Einklang stehen, sei die Diagnostik unverzüglich einzuleiten, so die DGP.

Gelb oder grün verfärbtes Sputum verstärke bei akuter Bronchitis dabei nicht die Wahrscheinlichkeit eines bakteriellen Infektes, so die DGP. Die Verordnung eines Antibiotikums bei akuter viraler Bronchitis sei ein häufiger Fehler in der Praxis bei der Behandlung hustender Patienten. Anders ist die Situation natürlich bei bisweiligen sekundären bakteriellen Infekten. Im Zusammenhang, dass Antibiotika bei "Erkältungshusten" meist nicht indiziert sind, zitiert die DGP Forschungsergebnisse:

Was aber ist erkälteten, hustenden Patienten zu empfehlen, wenn - vielleicht doch erwartete - Antibiotika nicht zu rechtfertigen sind? Kodein und Derivate seien Goldstandard der antitussiven Therapie, jedoch bei "Erkältungshusten" nicht wirksamer als Placebo, so die DGP. "Erkältungshusten" viraler Genese sei Domäne der Selbstmedikation. In puncto Expektorantien etwa gebe es aber derzeit wenig methodisch einwandfreie Studien zur Bewertung meist frei verkäuflicher Sekretolytika speziell in Hinblick auf die Linderung akuten Hustens. Allerdings sei die Wirksamkeit einer kombinierten Phytotherapie (Thymian plus Efeu sowie Thymian plus Primel) bei akutem Husten in zwei randomisierten kontrollierten Studien nachgewiesen.

Kontrollierte Studien zur Phytotherapie

Eine dieser beiden Studien, an der 361 Patienten mit akuter Bronchitis und produktivem Husten teilgenommen haben, hat zum Beispiel ab dem vierten Behandlungstag statistisch signifikante Unterschiede zwischen standardisiertem Thymian/Efeu-Sirup und Placebo ergeben. Gemittelt über die Behandlungstage sieben bis neun war die Häufigkeit von Hustenepisoden mit Verum um 69, mit Placebo nur um 48 Prozent reduziert.

Übrigens könne ein "Erkältungshusten" über die Dauer des (viralen) Infektes hinaus infolge einer vorübergehenden Steigerung der bronchialen Reaktionsbereitschaft anhalten, erinnert die DGP. Eine kurzfristige (probatorische) inhalative Kortikosteroid-Therapie könne in manchen Fällen den Verlauf abkürzen.

Die Leitlinie im Web: www.pneumologie.de (Publikationen / Leitlinien)

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