Diabetes-Spätfolgen

Bei Adipositas leiden Arteriolen und Kapillaren

Erkranken Patienten mit Adipositas und Gewichtszunahme an Typ-2-Diabetes, dann haben sie offenbar ein besonders hohes Risiko für mikrovaskuläre Gefäßstörungen.

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Teilnehmer der EPIC-Potsdam-Studie, die im Verlauf der Nachbeobachtung an Typ-2-Diabetes erkrankten und vor der Diagnose einen erhöhten BMI hatten, zeigten ein erhöhtes Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen des Diabetes.

Teilnehmer der EPIC-Potsdam-Studie, die im Verlauf der Nachbeobachtung an Typ-2-Diabetes erkrankten und vor der Diagnose einen erhöhten BMI hatten, zeigten ein erhöhtes Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen des Diabetes.

© DIfE

Potsdam. Neue Daten bestärken die Bedeutung von Übergewicht für die Spätfolgen von Typ-2-Diabetes. In der Studie EPIC-Potsdam hat ein Team um Professor Matthias Schulze vom Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) untersucht, ob der BMI vor einer Typ-2Diabetes-Diagnose und eine BMIÄnderung nach der Diagnose im Zusammenhang mit dem Auftreten mikro- und makrovaskulärer Komplikationen steht (Diabetologica 2021; online 15. Januar). Dafür beobachtete das Forschungsteam über zehn Jahre hinweg rund 1000 Teilnehmer mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes, die keine weiteren chronischen Krankheiten hatten.

Einen Zusammenhang stellten die Wissenschaftler im Bezug auf mikrovaskuläre Komplikationen fest: Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Übergewicht die Funktion der Arteriolen und Kapillaren stören kann, berichtet das DIfE in einer Mitteilung. Jeder um fünf Punkte höhere BMI zum Zeitpunkt der Diabetes-Diagnose war mit einem 21 Prozent höheren Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen verbunden. „Dieses kontinuierlich steigende Risiko ist unabhängig vom Ausgangswert. Das heißt, ein Patient mit einem BMI von 35 im Vergleich zu 30 hat ein um 21 Prozent höheres Risiko. Genauso jemand, der einen BMI von 28 im Vergleich zu 23 hat“, wird Erstautorin Elli Polemiti zitiert. Keinen eindeutigen Zusammenhang konnten die Forscher zwischen BMI und dem Auftreten makrovaskulärer Komplikationen feststellen.

Das Team untersuchte zudem die Auswirkungen von Gewichtsveränderungen nach einer Diabetes-Diagnose. Ärzte empfehlen übergewichtigen und adipösen Menschen mit Typ-2-Diabetes ja routinemäßig, mindestens fünf Prozent des Körpergewichts zu verlieren, um die Stoffwechsellage zu verbessern. Für einen 80 Kilogramm schweren Menschen bedeutet das einen Verlust von vier Kilogramm. „Unsere Daten bestärken die Empfehlungen zum Gewichtsmanagement: je stärker die Gewichtsabnahme nach Diagnose, desto geringer das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen. Nahmen die Probanden aber zu, stieg auch das Risiko“, fasst Letztautor Schulze zusammen.

Die Forscher geben mit ihrer Beobachtungsstudie einen differenzierten Blick darauf, wie Übergewicht die Spätfolgen eines Typ-2-Diabetes begünstigen kann. „Wir konnten zwar keinen klaren Zusammenhang zwischen Übergewicht und makrovaskulären Komplikationen beobachten, dafür sind unsere Daten für mikrovaskuläre Komplikationen ziemlich eindeutig“, so Polemiti. Die Ergebnisse unterstrichen, wie wichtig eine Gewichtsabnahme für die Verhinderung schwerer diabetesassoziierter Komplikationen ist. (eb)

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