Analyse

Blutdruckschwankungen verkürzen das Leben

Unabhängig vom Durchschnittswert erhöhen langfristige Blutdruckschwankungen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und die Sterblichkeit. Aber selbst kurzfristigere Ausreißer nach oben und unten scheinen einer britischen Studie zufolge Einfluss auf die Lebenszeit zu haben.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Blutdruckmessung: Starke Schwankungen des Drucks werden als möglicher eigenständiger Risikofaktor etwa für koronare Ereignisse oder Schlaganfall diskutiert.

Blutdruckmessung: Starke Schwankungen des Drucks werden als möglicher eigenständiger Risikofaktor etwa für koronare Ereignisse oder Schlaganfall diskutiert.

© Rido / fotolia.com

OXFORD. In den meisten Studien dient der mittlere Blutdruckwert, der in der Klinik, der Praxis oder zu Hause gemessen wird, als Risikoindikator für künftige kardiovaskuläre Ereignisse. Starke Blutdruckschwankungen können die Ermittlung dieses Wertes erschweren.

Seit einiger Zeit werden sie zudem als möglicher eigenständiger Risikofaktor etwa für koronare Ereignisse oder Schlaganfall diskutiert. Problematisch für die Bewertung sind allerdings oft die Studien hierzu, die mit sehr unterschiedlichen Designs und methodischen Fehlern durchgeführt wurden.

Sarah Stevens von der University of Oxford und Kollegen haben nun 19 Beobachtungs-Kohortenstudien, 17 klinische Studien und 46 separate Analysen mit 2514 bis 490.544 Personenjahren analysiert, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Blutdruckschwankungen und dem kardiovaskulären Outcome nach vordefinierten Kriterien und unter weitgehendem Ausschluss verzerrender Einflüsse beschäftigt hatten (BMJ 2016; 354: i4098).

Dabei wurden die Langzeitvariabilität des Blutdrucks im Rahmen einer Kliniküberwachung, mittelfristige Schwankungen bei Messungen zu Hause (von Tag zu Tag über mindestens zwölf Messungen an mindestens drei Tagen) sowie Kurzzeitschwankungen während eines ambulanten Monitorings (innerhalb von 24 Stunden mit mindestens 14 Messungen tagsüber) von Patienten zwischen 48 und 77 Jahren berücksichtigt.

Tödliches Rauf und Runter

Für Patienten mit übermäßigen Schwankungen des systolischen Blutdrucks über längere Zeit ergab sich eine Risikosteigerung der Gesamtmortalität von 15 Prozent (standardisierte Hazard Ratio, HR 1,15). Studien, die den Einfluss der Blutdruckschwankungen auf die kardiovaskuläre Mortalität untersucht hatten, ließen eine Risikoerhöhung von 18 Prozent erkennen.

Ähnliche Zusatzrisiken ergaben sich im Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen. Dies, so Stevens und Kollegen, entspreche in etwa dem Einfluss einer Hypercholesterinämie.

Für die KHK zeigte sich eine 10-prozentige Risikosteigerung. Bei der Analyse von 14 Studien zum Schlaganfall erhöhten schwankende systolische Langzeitwerte das Risiko um zusätzliche 15 Prozent.

Mittelfristige Schwankungen bei Selbstmessungen sowie die kurzfristige Variabilität beim Tagesblutdruck innerhalb der ambulanten Blutdrucküberwachung waren ebenfalls mit einer erhöhten Gesamtmortalität von 15 bzw. 10 Prozent assoziiert.

Keine Zusammenhänge konnten im Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt werden. Um diese weiter zu untersuchen, so Stevens und Kollegen, seien zusätzliche Kohortenstudien nötig.

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