Blutspende mit Darmkrebsvorsorge verknüpft

Das Bayerische Rote Kreuz hatte die originelle Idee, eine gemein- und eine eigennützige Gesundheitsmaßnahme zu koppeln. Die konzertierte Aktion ist beiden Sparten zugutegekommen.

Von Angela Speth Veröffentlicht:
Gesundheitsmaßnahmen im Doppelpack: Blutspender konnten in Bayern einen Darmkrebstest machen lassen.

Gesundheitsmaßnahmen im Doppelpack: Blutspender konnten in Bayern einen Darmkrebstest machen lassen.

© Bayerisches Rotes Kreuz

BENSHEIM. Von einer kombinierten Aktion aus Blutspende und Darmkrebsvorsorge haben beide Bereiche profitiert: Viele Spender kamen zu den Terminen, darunter knapp 700 zum ersten Mal. Und nahezu 3000 Besucher nahmen das Angebot an, einen Test auf Darmkrebs zu machen.

Organisiert haben die Kampagne der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes und das Unternehmen Preventis aus Bensheim. Bevor die Aktionswoche - Motto: "Darmkrebsvorsorge leicht gemacht" - im November 2009 startete, machte das Bayerische Rote Kreuz Werbung in der Öffentlichkeit und verschickte an 30.000 registrierte Spender persönliche Schreiben.

Bei allen Blutspendeterminen in ganz Bayern konnten sich Spender und Interessierte über ihr individuelles Darmkrebsrisiko und die Möglichkeiten der Früherkennung informieren. Und wer wollte, erhielt kostenlos das Zubehör für den immunologischen Okkultbluttest PreventID® CC, der über mono- und polyklonale Antikörper verstecktes Hämoglobin nachweist.

Die Teilnehmer konnten es mit nach Hause nehmen, die Sammelröhrchen mit Stuhlproben versehen und an das Unternehmen Preventis schicken. Dort wurden im Labor die Analysen gemacht, die Befunde versandt und dann im Jahre 2010 die Auswertungen vorgenommen.

Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Demnach war einerseits aus gemeinnütziger Sicht ein Gewinn zu verzeichnen: Der Blutspendedienst meldete ungefähr tausend Besucher mehr als üblich, darunter waren 661 Personen, die sich zum ersten Mal Blut abnehmen ließen.

Andererseits hatte aber auch der - zumindest primär - eigennützige Ansatz Erfolg: 34 Prozent der ausgeteilten Röhrchen kamen mit Proben versehen zurück - eine beachtliche Bilanz, denn schon eine Rückläuferquote von 20 Prozent gilt für solche Vorsorgemaßnahmen als sehr gut, wie das Unternehmen Preventis mitteilt.

Überraschend war weiterhin, dass mit 55 Prozent rund 1600 Testeinsender Männer waren - jene Personengruppe, die Angebote zur Vorsorge erfahrungsgemäß eher zögerlich wahrnimmt. Rund 1300 Stuhlproben stammten von Frauen.

Bei 150 - das entspricht einem Anteil von 5,2 Prozent - ergab der immunologische Okkultbluttest den Verdacht auf eine Neoplasie. Diesen Einsendern wurde geraten, zur Abklärung eine Darmspiegelung machen zu lassen.

Mit seiner originellen Idee, über eine Blutspendeaktion eine neue Zielgruppe für die Früherkennung von Darmkrebs zu erschließen, ist der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes im Jahr 2010 für den Felix Burda Award in der Kategorie "Public Prevention" nominiert worden.

Das Potenzial, das dieses Pilotprojekt für die Darmkrebsvorsorge haben könnte, ist groß: Das Bayerische Rote Kreuz hat bei etwa 5000 Blutspendeaktionen bundesweit rund 250.000 Menschen erreicht.

Die Kombination von Blutspende und Gesundheitsvorsorge verknüpft die Interessen der Spender mit dem Anliegen von Blutspendediensten: Bei gesundheitsbewussten Menschen besteht die Nachfrage nach Präventionsmaßnahmen, die Dienste wiederum möchten Spender werben und an sich binden.

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