Neuer Biomarker im Visier

Bluttest am Spielfeldrand soll Commotio klären

Der Biomarker S-100B ist möglicherweise bei Sportlern für einen einfachen Bluttest am Spielfeldrand bei Verdacht auf Gehirnerschütterung geeignet.

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MÜNCHEN. Der Biomarker S-100B ist möglicherweise bei Sportlern für einen einfachen Bluttest etwa am Spielfeldrand bei Verdacht auf Gehirnerschütterung geeignet.

Einen entsprechenden Test haben deutsch-US-amerikanische Traumatologen und Sportmediziner entwickelt. In einer kleinen Studie ließ sich eine drastische Steigerung der Biomarkerkonzentration im venösen Blut nach einer Commotio cerebri aufdecken.

Seit einiger Zeit wächst die Bedeutung des von Astrogliazellen des ZNS nach Verletzungen vermehrt freigesetzten Biomarkers S-100B für die Diagnostik von Schädel-Hirn-Traumata.

Ob sich die Bestimmung des Markers auch bei Spielern von Mannschaftssportarten mit einem erhöhten Risiko für Gehirnerschütterungen nutzten lässt, überprüften die Wissenschaftler unter anderem vom Klinikum der Universität München bei insgesamt 46 Eishockey-, Football-, Basketball- und Fußballspielern. Alle 30 deutschen Teilnehmer waren Spieler der Eishockey-Mannschaft Straubing Tigers.

Die Wissenschaftler nahmen zunächst von allen Studienteilnehmern Blutproben und bestimmten bei 30 Spielern den S-100B-Wert nach körperlicher Anstrengung, aber ohne Körperkontakt. Mit etwa zwei Prozent war die Zunahme der Biomarkermenge im peripheren Blut durch die körperliche Anstrengung eher gering. Der Referenzwert liegt zwischen 0,02 und 0,15 µg/l.

In der Studie wurden Blutproben innerhalb von drei Stunden sowie zwei, drei und sieben Tage nach einer Gehirnerschütterung genommen (PLoS One 2014; online 8. Januar).

Insgesamt 22 Sportler erlitten eine Commotio. Bei 17 von ihnen erfolgte die Messung des Biomarkers wegen der kurzen Halbwertszeit in jenen Proben, die innerhalb von drei Stunden nach dem Ereignis genommen worden waren.

Nach Angaben der Wissenschaftler betrug die durchschnittliche Steigerung der S-100B-Menge bei diesen Sportlern 81 Prozent. Aus ihren Analysen ziehen sie den Schluss, dass ein Serumwert über 0,122 µg/l oder eine Zunahme um mehr als 45 Prozent im Vergleich zum Normalwert eine Gehirnerschütterung zuverlässig anzeigt, und zwar mit einer Spezifität von 96,7 Prozent.

Wie es in einer Mitteilung des Klinikums heißt, soll der Bluttest nun soweit verfeinert und vereinfacht werden, dass er von einem Vereinsarzt während eines Spiels am Spielfeldrand bei Verdacht auf Gehirnerschütterung sofort vorgenommen werden kann. Voraussetzung ist, dass jeweils die normalen S-100B-Werte der Spieler bekannt sind. (ple)

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