Multifunktionale Nutzung

Bodenablauf im Urologie-OP ist kein Infektionsrisiko

Bedenken, wonach eine Doppelnutzung urologischer Operationssäle ein Infektionsrisiko darstellen könnte, hat eine deutsche Studie jetzt zerstreut.

Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Für transurethral vorgenommene urologische Eingriffe ist ein Operationssaal erforderlich, der über einen Bodenablauf für die nicht zu knapp anfallenden Flüssigkeitsmengen verfügt.

Kann man einen solchen Raum auch für offene bzw. laparoskopische Operationen verwenden, ohne die Patienten einem erhöhten Infektionsrisiko durch Aerosole auszusetzen, die Bakterien aus dem Abflussrohr enthalten? Diese Frage haben sich Urologen um Hendrik Borgmann von der Universitätsklinik Frankfurt am Main vorgelegt.

Ihre Antwort: Man kann. Die Mediziner hatten zwischen 2007 und 2012 Daten von 1027 Patienten gesammelt, von denen 272 in einem OP mit und 755 in einem OP ohne eingebauten Bodenablauf operiert worden waren (Urol Int 2014, online 18. Februar).

Bei den Eingriffen handelte es sich um offene radikale Prostatektomien, offene (partielle) Nephrektomien und laparoskopische (partielle) Nephrektomien. Analysiert wurde die Häufigkeit von Infektionen im Operationsgebiet je nach OP, in dem die Eingriffe stattgefunden hatten.

Unterschiede in den Wundinfektionsraten waren dabei nicht festzustellen. Von den Patienten, die in einem OP mit Abfluss operiert worden waren, entwickelten 2,6 Prozent eine Infektion, von den in abflussfreien Räumen Operierten waren es 2,8 Prozent. Auch die nach der Infektionstiefe (oberflächliche oder tiefe Wundinfekte, Infektionen von Organen oder Körperhöhlen) differenzierten Zahlen wichen nicht signifikant voneinander ab.

Beim Keimspektrum der Infektionen überwogen Staphylococcus aureus, Escherichia (E.) coli und E. faecalis, und zwar unabhängig vom Vorhandensein eines Bodenablaufs. Abstriche aus den Abflüssen waren in einem Viertel der Fälle (fünf von 20) positiv, viermal auf E. coli und einmal auf Proteus mirabilis.

Aus Sicht der Studienautoren steht damit einer flexiblen, ressourcenschonenden Nutzung von urologischen Operationssälen nichts im Wege. Ein Abflussrohr, das in den OP-Boden mündet, erhöht laut den Erkenntnissen von Borgmann und Kollegen nicht die Infektionsgefahr bei Eingriffen, die einen Hautschnitt erfordern. (rb)

Mehr zum Thema

Impflücken erkennen

Impfstatus checken mit digitalem Tool

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an