Botulinumtoxin löst diffuse Krämpfe in der Speiseröhre

MÜNCHEN (hsr). Bei Patienten mit anfallsartigen, Minuten andauernden retrosternalen Schmerzen und Schluckproblemen kann ein diffuser Ösophagus-Spasmus die Ursache der Beschwerden sein. Endoskopische Injektionen von Botulinum- toxin A in die Speiseröhre können dann eine vielversprechende Option sein.

Veröffentlicht:

Zu dieser Einschätzung kommen Dr. Martin Storr und seine Kollegen von der Uniklinik Großhadern. Die Gastroenterologen berichten von einem 67jährigen Patienten, der seit fast vier Jahren - vor allem bei physischen und psychischen Belastungen - immer wieder anfallsartig drei bis fünf Minuten dauernde, heftige retrosternale Schmerzen bekam.

Nach zwei Hüben Nitro-Spray und Einnahme des Analgetikums Tramadol ließen die Schmerzen kurzfristig nach (Dtsch Med Wochenschr 130, 2005, 266).

Mehrfache kardiologische Untersuchungen hatten zwar einen Hypertonus, aber keinen Hinweis auf eine koronare Herzkrankheit ergeben. Zusätzlich zur Hochdruck-Therapie mit einem AT-II-Antagonisten, Betablocker und Kalzium-Antagonisten wurde der Mann wegen des Verdachts auf ein ängstlich-depressives Syndrom mit einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer behandelt.

Nach dem sicher war, daß die Schmerzen nicht mit einer Herzkrankheit assoziiert waren, wurde der Patienten mit Protonenpumpenhemmern behandelt - ohne Erfolg.

Bei Untersuchungen des Ösophagus wie Manometrie und Röntgen-Breischluck wurden intermittierende simultane Kontraktionen im mittleren und distalen Speiseröhrenabschnitt festgestellt - und damit die Diagnose diffuser Ösophagusspasmus.

Nach Angaben der Kollegen gibt es derzeit keine einheitlichen Empfehlungen zur Therapie bei diffusem Ösophagus-Spasmus, "überzeugende therapeutische Strategien fehlen". Da über gute Erfolge mit Botulinumtoxin-Injektionen berichtet worden war - das Toxin reduziert die Kontraktibilität - und weil der Patient über zunehmende dysphagische Beschwerden geklagt hatte, entschieden sich die Gastroenterologen für dieses Verfahren.

Die Kollegen spritzten Botox® endoskopisch über eine Sklerosierungsnadel in zehn Portionen tief in die Ösophagusmuskulatur. Schon am nächsten Morgen hatte der Patient keine retrosternalen Schmerzen mehr. Essen konnte er ohne dysphagische Beschwerden und, wie er berichtete, "jetzt ohne Gluckern".

Dieser Therapie-Erfolg halte nun bereits seit mehreren Monaten an, so Storr. Lasse die Wirkung jedoch nach, womit zu rechnen sei, rät er, Botulinumtoxin A erneut zu injizieren.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kasuistik

Seltene Manifestation eines Eagle-Syndroms

Fettgewebe als Entzündungsorgan

Deshalb lohnt sich Abnehmen auch bei Gelenkrheuma

Lesetipps
Keine Hürden mehr: Websites sollen künftig so problemlos wie möglich zu erfassen und zu bedienen sein.

© VZ_Art / Stock.adobe.com

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung