HINTERGRUND

CT und MRT entlarven kranke Gefäße und eignen sich besonders bei Nieren- oder Beckenarterienstenosen

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Unwirklich wie künstliches Geäst in einem Computerspiel erscheinen viele Bilder des arteriellen Blutgefäßsystems, die Kollegen heute mit modernen Geräten innerhalb weniger Minuten erzeugen können. Wann die Gefäßdarstellung per MRT oder per CT wirklich erforderlich, wird derzeit noch heftig diskutiert.

Doch wann sind moderne Verfahren wie die Gefäßdarstellung per Magnetresonanztomographie (MRT) MRT oder per Röntgenstrahlen (etwa CT) wirklich erforderlich? Wann reicht der gute alte und zudem preisgünstige Ultraschall? Und wann ist eine invasive Diagnostik mit einer Katheter-Angiographie nötig?

Antworten gibt es etwa heute bei einen Workshop zur Darstellung von Arterien in Düsseldorf.

Diagnosebaum wird als Leitfaden erstellt

"Wir werden versuchen, einen Diagnosebaum zu erstellen, der Kollegen einen Leitfaden an die Hand gibt, wann welches Verfahren Sinn macht", erläutert Privatdozent Markus Düx vom Radiologischen Zentralinstitut am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt/Main. Das ist wichtig, denn alte Faustregeln wie "kein Eingriff an Gefäßen ohne invasive Diagnostik" oder "Ultraschall immer zuerst" sind längst überholt.

Ein gutes Beispiel sind Engstellen der Arteria carotis interna rechts und links, die bei Betroffenen zu Symptomen führen. "Ist das der Fall, dann kann es völlig gerechtfertigt sein, schon nach dem Ultraschall aufzuhören und eine Operation zu initiieren", unterstreicht Düx. MRT oder Katheter-Untersuchung liefern in dieser Situation keine wichtigen Zusatzinformationen, solange die Qualität der Ultraschalluntersuchung gut ist.

Komplizierter wird es bei Arterien, die tiefer im Körperinneren liegen wie die Nierenarterien oder die Arterien des Beckens. Gerade bei dicken Menschen kann bei Verdacht auf eine Nierenarterien-Stenose oder auf eine von Beckenarterien ausgehende periphere arterielle Verschlußkrankheit (pAVK) sofort eine MRT- oder CT-Diagnostik erfolgen. Denn die Chancen, mit Ultraschall weiter zu kommen, sind hier oft gering.

Auf die Frage, was besser ist, die MRT oder die CT, gibt es bei der Darstellung von Arterien keine eindeutige Antwort. "Generell hat die MRT im Vergleich zur CT Vorteile, weil sie ohne Röntgenstrahlung auskommt und ein sehr gutes Gefäßbild liefert", sagt Düx.

Nachteile gibt es aber auch: Die Untersuchung dauert länger, vor allem wegen der langen Auswertung. Und sie ist anfälliger für Artefakte, zum Beispiel wenn der Patient sich in der Röhre zu stark bewegt. "Deswegen gilt die Regel: Je unruhiger der Patient, desto eher greifen wir zur CT. Auch im Notfall, wenn es auf Geschwindigkeit ankommt, kommt die CT eher zum Einsatz", so Düx.

Gerade weil sie so schön einfach sind und schnell gehen, können Ganzkörper-Untersuchungen auch zur Überdiagnostik verführen. Ein Komplett-Screening des Arterienbaums von Kopf bis Fuß ohne Hinweise auf Gefäßprobleme sieht Düx kritisch, denn es wirft viele ungeklärte Fragen auf: "Was machen wir zum Beispiel mit Begleitbefunden wie einem leuchtenden Wirbelkörper in der MRT-Untersuchung? Das kann ein Tumor sein, es kann aber auch ein einfacher Bruch sein."

Im Zweifel werden die meisten Ärzte solche Befunde weiter untersuchen und den Patienten damit in eine häufig ergebnislose Diagnose-Schleife schicken. Denn natürlich will sich niemand nachsagen lassen, daß er einen kritischen Befund unterschätzt hat.

Ganzkörperuntersuchung generell bei Diabetikern?

Sollte eine Ganzkörperuntersuchung der Arterien also nur bei klinischem Verdacht auf Gefäßveränderungen gemacht werden? So ganz einig ist sich die Fachwelt da nicht. Der MRT-Experte Dr. Harald Kramer von der Ludwig-Maximilians-Universität in München plädiert für ein generelles Gefäßscreening bei Diabetikern auch ohne Symptome einer Gefäßerkrankung. Solche Überlegungen werden derzeit noch diskutiert.

Weitgehend einig sind sich die Experten bei der Einschätzung der invasiven Arteriendarstellung am Herzen. "Die diagnostischen Katheterangiographien werden zunehmend zurückgedrängt", ist sich Düx sicher. 30 bis 40 Prozent weniger invasive Eingriffe hält er für erreichbar, wenn es überall die apparativen Möglichkeiten mit MRT und CT gibt. Daran allerdings hapert es derzeit noch: "Es gibt noch nicht viele Zentren, die über ausreichend Erfahrung verfügen", so Düx.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Wer viel sieht, muß oft zuviel machen



STICHWORT

Tesla

Die Magnetresonanztomographen (MRT) werden nach der Stärke des Magnetfeldes eingeteilt, die sie erzeugen. Die Maßeinheit ist Tesla (nach dem kroatischen Physiker Nikola Tesla, 1856 bis 1943). In den 30 Jahren, in denen MRT in der Medizin eingesetzt werden, wurden immer stärkere Magnete entwickelt. Waren früher 0,5 Tesla üblich, sind es heute 1,5-Tesla-Geräte. Je höher die Tesla-Werte sind, desto besser ist die Auflösung der MRT-Bilder. Inzwischen sind auch 3,0-Tesla Geräte in Betrieb. Gerade wurde Wissenschaftlern bei der Medica ein Innovationspreis für ein 7-Tesla-Gerät verliehen.

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