Das Gefühl, bei Demenz helfen zu können, ist da

Viele Hausärzte sehen Nachholbedarf bei der Demenz-Versorgung. Zwei Drittel der Patienten erhalten noch keine angemessene Therapie.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Eine Kollegin berät einen Patienten mit Demenz-Erkrankung.

Eine Kollegin berät einen Patienten mit Demenz-Erkrankung.

© Foto: Klaro

Die Versorgungssituation von Patienten mit Alzheimer wird von mehr als 80 Prozent der Haus- und Fachärzte als bestenfalls "mittelmäßig" beurteilt. 74 Prozent der Haus- und 81 Prozent der Fachärzte sind daher mit der Versorgung "unzufrieden". Bei einer Online-Befragung von 216 niedergelassenen Ärzten wurden außer den begrenzten Versorgungs- und Therapiemöglichkeiten die allgemein als schlecht empfundene Betreuungs- und Pflegesituation als Gründe für die hohe Unzufriedenheit genannt. Darauf hat der Neurologe Dr. Stefan Ries aus Erbach im Odenwald bei einer Veranstaltung von Eisai und Pfizer in München hingewiesen.

Verschiedene Untersuchungen der vergangenen Jahre zeigen nach Angaben von Dr. Heiner Melchinger vom Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung in Hannover, dass die Verordnungszahlen für Antidementiva zwar steigen. Gleichwohl, so Melchinger, erhielten etwa zwei Drittel der Patienten mit der Diagnose Morbus Alzheimer noch immer keine angemessene Behandlung.

Die Gründe dafür seien mannigfaltig. Aufgrund der vielfältigen Symptome der Erkrankung seien viele Hausärzte sehr zurückhaltend mit der Diagnose, zumal trotz der Leitlinien noch immer etwas Unsicherheit bleibe. Zudem bestehe bei Kollegen eine gewisse Scheu, die Angehörigen mit einer Diagnose zu konfrontieren.

Zu den Gründen für die unzureichende Behandlung von Patienten mit Alzheimer gehörten auch Restzweifel am Nutzen von Antidementiva, sagte Melchinger.

Angesichts der im Einzelfall großen Variationsbreite im allgemeinen Krankheitsverlauf sei oftmals nur schwer erkennbar, welchen Anteil der Einsatz von Antidementiva an der möglichen Verzögerung einer Verschlechterung der Erkrankung hat, erläuterte Melchinger.

In der Befragung stimmten Haus- und Fachärzte der Aussage zu, dass eine medikamentöse Behandlung den Betroffenen eine längere Teilhabe am familiären und gesellschaftlichen Leben ermöglicht, berichtete Ries, der die Befragung geleitet hat. Das Gefühl, den Patienten durch eine medikamentöse Behandlung helfen zu können, werde von den allermeisten Haus- und Fachärzten als eine wichtige Unterstützung in der Kommunikation mit den Angehörigen und im Umgang mit der Erkrankung angesehen, so der Neurologe.

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