Der Reaktor ging erst im Dezember 2000 vom Netz

Veröffentlicht:

Heute vor 20 Jahren, am 26. April 1986, löste eine Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl, nördlich von Kiew in Weißrußland gelegen, den bisher größten Reaktorunfall in der Geschichte der Kernenergie aus.

Drei bis vier Prozent der Schwermetalle des Reaktorkerns, unter anderem Uran und Plutonium, wurden freigesetzt, außerdem Radionuklide wie Jod 131, Cäsium 134 oder Cäsium 137.

Die gesundheitlichen Folgen des Reaktorunglücks wurden spätestens seit 1990 deutlich. Die Rate an Schilddrüsenkrebs bei Kindern stieg rasant an, berichtet Professor Heyo Eckel, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung.

Bis 1986 war diese Art des Krebses bei Kindern fast unbekannt. 1994 litten 333 weißrussische Kinder an Schilddrüsenkrebs, 1997 lag die Zahl schon bei 574 Kindern. Bis heute sind etwa 4000 Kinder in Weißrußland an Schilddrüsenkrebs erkrankt.

Die Tumorrate lag im betroffenen Gebiet bis zu 40 Mal höher als in Mitteleuropa. "Schon mit der Gabe von Jodtabletten gleich nach dem Unglück, wie in Polen geschehen, hätten die Folgen gemindert werden können", so Eckel, "aber die es hätten tun können, hatten eben keinen Befehl dazu."

Die Explosion im Kernkraftwerk von Tschernobyl setzte 200 Mal mehr Radioaktivität frei als die beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. 162 000 Quadratkilometer wurden atomar verseucht, 345 000 Menschen in der Ukraine, Weißrußland und Rußland mußten umgesiedelt werden.

860 000 sogenannte Liquidatoren versuchten, die Katastrophe einzudämmen. Im November 1986 gingen die drei noch funktionsfähigen Blöcke des Atomkraftwerks wieder ans Netz. Nach Teilabschaltungen 1991 und 1996 wurde der letzte Block des Kraftwerks erst am 15. Dezember 2000 stillgelegt.

20 Jahre nach dem Reaktorunglück werden auch in Deutschland noch erhöhte Strahlungswerte gemessen. Besonders betroffen ist dabei der Bayerische Wald, wie das Bundesamt für Strahlenschutz mitteilt. Die Behörde rät vom Verzehr von Waldpilzen und Wildbret aus der Region ab. (cben/ag)

Lesen Sie dazu auch: "Tschernobyl ist heute noch eine Katastrophe, eine stille Katastrophe"

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Tschernobyl läßt sich nicht in Zahlen fassen

Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job