Leichte Hypoglykämien

Die Folgen sind oft erheblich

Leichte Unterzuckerungen sind bei Insulintherapie möglicherweise häufiger als vermutet. Zudem sind die Folgen oft erheblich, vor allem, wenn die Episoden nachts auftreten.

Veröffentlicht:

GATWICK. Hypoglykämien verursachen Stress und verschlechtern die Lebensqualität insulinpflichtiger Diabetiker. Studien konzentrieren sich meist auf schwere Ereignisse, obwohl Unterzuckerungen zu 98 Prozent leicht verlaufen.

Im Hinblick auf die Häufigkeit solcher Episoden geht man bisherigen Untersuchungen zufolge bei Typ-1-Diabetikern von 0,1-0,8 leichten Hypoglykämien/Woche und bei insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern von 0,3 -0,62/Woche aus.

Um einen besseren Überblick über Belastungen dieser Art zu erhalten, hat ein Team um Brian Frier von der University of Edinburgh Häufigkeit und Auswirkungen selbst behandelbarer Unterzuckerungen in Großbritannien untersucht (Diabetic Medicine 2015, online 7. September).

Hierzu gaben 466 über 15-jährige Typ-1- und 572 insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker vier Wochen lang wöchentlich die Anzahl ihrer leichteren Hypoglykämien der letzten 7 Tage in einem Fragebogen zu Protokoll.

Durchschnittlich erlebten die Studienteilnehmer mit Typ-1-Diabetes 2,4 und mit Typ-2-Diabetes 0,8 leichtere Unterzuckerungen pro Woche. 23 Prozent bzw. 26 Prozent der Hypoglykämien ereigneten sich während der Nachtstunden. Am geringsten betroffen waren Typ-2-Diabetiker, die nur Basalinsulin erhielten.

Die häufigsten Folgeerscheinungen solcher Ereignisse waren Müdigkeit und Erschöpfung (78 Prozent), reduzierte Aufmerksamkeit (51 Prozent) sowie emotionale Tiefpunkte.

Das Auftreten dieser Zustände war unabhängig von der Art der Therapie. Nach nächtlichen Unterzuckerungen hielten die Folgeeffekte länger an als bei Hypoglykämien am Tag. Bei Typ-1-Diabetikern wirkten sie 10,6 bzw. 4,9 Stunden nach, bei Typ-2-Diabetikern 15,3 bzw. 5,1 Stunden.

Nächtliche Auswirkungen hatten starke Auswirkungen

Auch auf das Kontrollverhalten der Diabetiker hatten die Hypoglykämien Einfluss: In der darauffolgenden Woche bestimmten die Patienten ihre Blutzuckerwerte häufiger, was höhere Kosten verursachte: rund vier Teststreifen mehr als gewöhnlich wurden verbraucht.

Nicht zuletzt litt auch die Arbeitsfähigkeit. Mit jeder fünften Unterzuckerung eines berufstätigen Diabetikers ging Arbeitszeit verloren. Vor allem nächtliche Episoden hatten starke Auswirkungen auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit am darauffolgenden Tag. Typ-1-Diabetiker verloren dann durchschnittlich 2,7 Stunden (vs. Unterzuckerungen am Tag: 1,1 Stunden).

Auch die Arbeitsfähigkeit von Typ-2-Diabetikern litt unter den Hypoglykämien, allerdings war der Tag/Nacht-Unterschied nicht signifikant (2,5 h vs. 1,6 h).

Die meisten Betroffenen (82 Prozent der Typ-1- und 69 Prozent der Typ-2-Diabetiker) gaben an, ihren Arzt nur selten oder gar nicht über leichtere Unterzuckerungen zu informieren.

Zudem berichteten 29 Prozent der Patienten, bei Routinekonsultationen von ihren Ärzten nicht nach Hypoglykämien gefragt zu werden: Einleuchtende Gründe, so Frier und Kollegen, weshalb solche Ereignisse bisher möglicherweise unterschätzt würden.

Vergleichbare Häufigkeiten wie in dieser Untersuchung haben sich auch in anderen europäischen Studien ähnlichen Designs gezeigt. Den Autoren zufolge unterstreicht dies die Notwendigkeit, mehr Schulungen zum Selbstmanagement von Unterzuckerungen durchzuführen. (St)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Public Health Index 2025

Deutschland weist große Lücken im Gesundheitsschutz auf

Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wie ein gutes Offboarding gelingt

Wenn Mitarbeiter gehen: Praxisteams sollten diese acht Punkte beachten

Ambulantes Operieren

AOP-Vertrag wird an den EBM angepasst

Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant