Die Sonderstellung des systemischen Lupus

US-Forscher haben alle bisherigen Daten zur Analyse des gesamten Genoms bei 17 Autoimmunerkrankungen auf Gemeinsamkeiten hin durchforstet. Sie melden: Offenbar nimmt SLE eine Sonderstellung ein.

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Schmetterlingserythem bei einer Patientin mit SLE.

Schmetterlingserythem bei einer Patientin mit SLE.

© Stephan Lautenschlager

WINSTON-SALEM (ple). Unter den Autoimmunkrankheiten nimmt der Systemische Lupus Erythematodes (SLE) offenbar eine Sonderstellung ein: Bei einem Vergleich mit 16 anderen Autoimmunerkrankungen stellten US-Forscher eine nur geringe genetische Überlappung fest. Das hatte man bisher nicht vermutet.

Das gehäufte Auftreten von Autoimmunerkrankungen in Familien ist zwar seit langem bekannt, doch wusste man bisher wenig über mögliche genetische Gemeinsamkeiten.

Bis heute wurden fast 40 Genregionen entdeckt, die die Empfänglichkeit von Menschen für die Kollagenose SLE erhöhen.

In Deutschland sind 40 von 100.000 Menschen der Bevölkerung an SLE erkrankt.Die meisten Wissenschaftler vermuten aber, dass es noch weit mehr solcher Genregionen gibt.

T-Zellen sind pathogenetisch von großer Bedeutung

Erstmals haben US-Forscher nun die bisher gewonnenen Daten bei der Analyse des gesamten Genoms bei 17 Autoimmunerkrankungen auf Gemeinsamkeiten hin durchforstet (PLoS Genet 7(12): e1002406).

Außer SLE waren das zum Beispiel Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Typ-1-Diabetes, Rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose. Daten zu SLE stammen unter anderem vom International Consortium for Systemic Lupus Erythematosus Genetics (SLEGEN; www.slegen.org).

Der Datenauswertung zufolge bestehen genetische Gemeinsamkeiten zwischen SLE und den meisten anderen Autoimmunkrankheiten vor allem bei Varianten der Gene für den IL-23-Rezeptor, die TNF-alpha-Variante TNFAIP3 und den IL-2-Rezeptor-alpha.

Diese Zusammenhänge sind für die Forscher ein wichtiger Hinweis darauf, dass bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen T-Zellen und das angeborene Immunsystem von herausragender Bedeutung sind.

Crohn und Colitis ulcerosa sind sich genetisch ähnlich

Weil die Genvarianten aber nicht bei allen Autoimmunerkrankungen gleichermaßen vorkommen, schließen die Forscher aus, dass es - außer den seit langem bekannten HLA-Genen - keinen universellen genetischen Risikofaktor für diese Erkrankungen gibt.

Genetisch am ähnlichsten sind der Analyse zufolge Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie Typ-1-Diabetes und Rheumatoide Arthritis.

Die Autoimmunerkrankung, bei der es die meisten genetischen Überlappungen mit SLE gibt, ist der Studie zufolge Rheumatoide Arthritis.

Das passt zu der Beobachtung, dass etwa 80 Prozent der SLE-Patienten eine Polyarthritis haben, wie die Wissenschaftler betonen. Sie hatten aufgrund der Datenauswertung auch mehrere neue Genvarianten entdeckt, die im Zusammenhang mit der SLE-Entstehung stehen.

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