Dioxin-Eier: Länderweite Suche nach Ursache

Zehntausende Eier mit erhöhten Dioxinwerten sind in Umlauf geraten. Die Situation ist unübersichtlich, auch die Ursache ist unklar. Inzwischen ermitteln mehrere Behörden.

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HANNOVER/BIELEFELD/KIEL (dpa). Nach dem Fund von Eiern mit erhöhten Dioxinwerten suchen mittlerweile mehrere Bundesländer nach der Ursache für die Verunreinigung. Die genaue Anzahl der mit dem dioxinähnlichen PCB belasteten Eier steht bislang nicht fest.

Nach Funden bei drei Hühnerhöfen im Kreis Aurich in Niedersachsen wurden unter anderem Proben vom Boden und von der Einstreu genommen, teilte das Landwirtschaftsministerium am Wochenende in Hannover mit.

Auch andere Materialien sollen untersucht werden, etwa Proben der Stallisolierung. Ergebnisse wurden jedoch erst in den kommenden Tagen erwartet.

Spielt Lage der Höfe eine Rolle?

Unter anderem soll geklärt werden, ob die Erhöhung der Belastung in den Eiern in den Betrieben zu suchen ist - oder ob möglicherweise auch die Lage der Höfe eine Rolle spielt.

Um die mögliche Ursache weiter einzugrenzen, werden auch stichprobenartig Eier aus den umliegenden Betrieben untersucht.

100.000 Eier eines Biobetriebes waren an einen Großhändler nach Nordrhein-Westfalen geliefert worden. Aus den anderen beiden konventionell arbeitenden Betrieben könnten maximal 58.500 belastete Eier in einer Handelskette im Nordwesten Niedersachsens in den Verkauf gelangt sein, ermittelte der Landkreis Aurich.

Den Namen der Handelskette wollte das Ministerium nicht nennen. Die Rückrufaktion ist noch nicht abgeschlossen.

Dioxin-Eier in vielen Bundesländern gefunden

Die mit Dioxin belasteten Eier aus Niedersachsen wurden bis nach Baden-Württemberg geliefert. Wie viele der betroffenen Eier in den Südwesten gelangten und dort in Supermärkten verkauft wurden, ist noch unklar, sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Stuttgart.

Zuvor waren bereits mehrere Tausend belastete Eier aus Nordrhein-Westfalen in Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aufgetaucht.

Die Bielefelder Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bodenverunreinigung auf einem Biohof in Stemwede. Es werde geprüft, ob illegal gefährliche Stoffe auf dem Hof entsorgt wurden, sagte Staatsanwalt Christoph Mackel dem "Westfalen-Blatt".

Behörden nehmen Labor ins Visier

Dabei ist auch ein Labor in Kiel ins Visier der Behörden geraten, das Eier von dem Biohof analysiert hat. Die Veterinärabteilung der Stadt Kiel hat gegen das Institut ein Ordnungswidrigkeits-Verfahren eingeleitet.

Das Kieler Lebensmittelinstitut habe die örtlichen Behörden über erhöhte Dioxinwerte in untersuchten Eiern zu spät unterrichtet, bestätigte Stadtsprecher Arne Gloy am Sonntag Medienberichte.

Laut "Westfalen-Blatt" soll das Institut die erhöhten Werte am 15. März lediglich der Verpackungsfirma in Euskirchen (NRW) mitgeteilt haben, die die Bio-Eier von dem Hof vertrieb.

Dieses Unternehmen habe auch die Eier aus Stemwede nach Kiel zur Überprüfung geschickt, berichtete das Blatt. Das Kieler Labor war am Wochenende nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 17.04.201221:16 Uhr

Alles Bio(-chemie)

Daß gerade "Bio"-Eier Spuren von Furanen (Dioxin) aufweisen, ist nicht verwunderlich, wenn die Freilandhühner auch auf offenen oder bewachsenen Böden nicht nur nach Salmonellen scharren können.
Falls die Flächen dann auch noch irgendwann mit Industrieabfällen oder -emissionen belastet wurden, kann es über den aufgepickten "Bio"-Regenwurm, der das verseuchte Erdreich "durchfrißt", so richtig über die Nahrungskette zur Dioxin-Anreicherung im Hühnerei kommen.
Als weitere Toxin-Quelle bleiben die Futterfette im Fadenkreuz der Dioxin-Fahnder, -insbesondere wegen der skrupellosen Untermischung von Industrie-Ölen in´s Geflügel-Fertigfutter-, als eine Quelle der Kontamination.
Es bleibt für die Futtermittel-Industrie, wie für die Veterinär-Hygieniker, seit längerem die Frage zu beantworten:
Wie lange können es sich noch die landwirtschaftlichen Erzeuger und die Verbraucher leisten, dem "Kannibalen" (opportunistischem Carnivoren) Huhn das wertvolle Fleisch- und Knochenmehl aus Schlachtabfällen vorzuenthalten, und stattdessen den wertvollen Protein- und Mineralstoff-Träger massenhaft und energieaufwendig zu vernichten?
Und das, nachdem einzelne BSE- "Seuchenfälle"-Fälle bei Rindern nicht nur wieder "verschwunden" sind, sondern sich schon vor zehn Jahren sein fiktiver Erreger -ein angeblich "verkehrt" gefaltetes Prion-Eiweiß, als wissenschaftliches Phantom erwiesen hat.
Letzter Beweis für die Unschädlichkeit der verarbeiteten und sterilisierten Schlachtabfälle als Kraftfutter für Nutztiere Schwein, Geflügel und Fische dürfte der inzwischen 25 Jahre schon dauernde "Menschenversuch" sein, während dessen es gottlob zu keinen nachgewiesenen humanen BSE-Opfern aufgrund von Rindfleischverzehr gekommen ist.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene), Rostock

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