Dissoziative Anfälle durch Unfall ausgelöst

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BERLIN (sir). Bei jungen Menschen mit Synkopen denkt man nicht gleich an eine psychiatrische Störung. Man sollte sie aber stets mit in Betracht ziehen, legt eine Kasuistik nahe.

Die Psychiaterin Visal Tumani aus Ulm präsentierte bei einem Kongress in Berlin den Fall einer 21-jährigen Patientin. Diese hatte einen schweren Verkehrsunfall unverletzt überstanden, entwickelte aber kurz darauf rezidivierende monomorphe Anfälle.

Diese traten drei- bis 15-mal täglich auf und begannen stets mit Unruhe, Atemnot, Tachykardien und Palpitationen, gefolgt von einem Flashback-Erlebnis des Unfallgeschehens. Darauf folgten prolongierte Nestelbewegungen, Engegefühl, Blick ins Leere und atonische Stürze mit Verlust der Ansprechbarkeit für 20 Sekunden bis drei Minuten.

Die Patientin wurde zunächst ambulant mit Paroxetin und Pregabalin behandelt. Zwei Wochen nach dem Unfall wurde sie mit Verdacht auf eine depressive Störung mit dissoziativen Anfällen ins Ulmer Uniklinikum überwiesen.

Dort bestätigte sich die Diagnose der dissoziativen Anfälle. Laut EEG war die Patientin während der Anfälle trotz geschlossener Augen und fehlender Ansprechbarkeit wach; direkt danach war sie jeweils wieder voll orientiert. Andere Störungen sowie Epilepsie wurden ausgeschlossen. Eine Umstellung auf Escitalopram und ambulante Weiterbehandlung scheiterten an Dosierungsfehlern seitens der Patientin.

Tumani behandelte die junge Frau schließlich stationär mit Stabilisierungsübungen und später mit Traumabewältigungs-Übungen. Mit Erfolg: Nach wenigen Sitzungen traten keine spontanen Anfälle mehr auf, die Patientin benötigt mittlerweile keine Medikamente mehr.

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