Effekt von Statinen bei Morbus Alzheimer weiter evaluiert

SCHLANGENBAD (hsr). Auf der Suche nach kausalen Therapie-Ansätzen bei Alzheimer-Demenz wird auch der Effekt von Statinen evaluiert. Nach bisherigen epidemiologischen Daten ist bei einer solchen Therapie die Alzheimer-Prävalenz um bis zu 70 Prozent vermindert.

Veröffentlicht:

"Was schlecht fürs Herz ist, ist auch schlecht fürs Gehirn", sagte Privatdozent Dr. Tobias Hartmann aus Heidelberg beim 14. Workshop "Zukunftsforum Demenz" in Schlangenbad. Wie der Molekularbiologe auf der Veranstaltung des Unternehmens Merz berichtet hat, werden Alzheimer-Patienten derzeit bevorzugt mit Cholinesterase-Hemmern und dem NMDA-Rezeptor-Antagonisten Memantine, den das Unternehmen als Axura® anbietet, symptomatisch behandelt. NMDA steht für N-Methyl-D-Aspartat. Der Rezeptor ist ein Kanal durch die Zellmembran.

Um die Therapiemöglichkeiten weiter zu verbessern, werde intensiv versucht, die zugrunde liegenden degenerativen Prozesse möglichst früh zu stoppen, indem die Belastung durch Amyloid-beta-42 (Aß42) verringert wird.

Das Protein-Bruchstück des etwa 30fach größeren Amyloid-Vorläufer-Proteins (APP), das sich in und zwischen den Nervenzellen des Gehirns ablagert, sieht Hartmann in einem direkten Zusammenhang zur Alzheimer-Demenz: "Aß42 ist ein wesentlicher molekularer Faktor bei der familiären Alzheimer-Demenz. Man vermutet, daß es bei der sporadischen Form, deren genetischer Anteil auch als sehr hoch eingeschätzt wird, ebenso ist". Bereits eine kleine Reduktion der Aß42-Menge könnte den Krankheitsbeginn hinauszögern.

Als eine therapeutische Option, die cholesterinabhängige Produktion von Aß42 zu drosseln, nannte Hartmann das medikamentöse Absenken des zerebralen Cholesterin-Spiegels. Aus mehreren epidemiologischen Untersuchungen gehe bereits hervor, daß sowohl Inzidenz als auch Prävalenz der Alzheimer-Demenz bei zuvor mit Statinen behandelten Patienten um bis zu 70 Prozent verringert sei. Erste Ergebnisse prospektiver Placebo-kontrollierter Studien zur Hemmung der Aß42-Produktion durch Statine weckten Hoffnungen, die kognitiven Fähigkeiten von Alzheimer-Patienten mit Cholesterinsenkern erhalten zu können, so Hartmann.

So sei in einer 6monatigen Pilotstudie in Tübingen bei mit Simvastatin eingestellten Patienten in einer frühen Demenzphase die Aß42-Menge statistisch signifikant gesunken. In einer einjährigen US-Studie mit 63 Patienten mit leichter bis mäßiger Demenz stabilisierten oder besserten sich die kognitiven Fähigkeiten durch Atorvastatin bei jedem Zweiten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie