Chronisch lymphatische Leukämie

Ein Antikörper weckt Hoffnung

Neue Hoffnung für ältere Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie: Der Antikörper Obinutuzumab hat in einer Studie große Wirkung gezeigt - und ist als Präparat jetzt in den USA zugelassen worden. Es gilt als Durchbruch in der Krebstherapie.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Antikörper: Ein chimärer monoklonaler anti-CD20 Antikörper wurde bei CLL eingesetzt.

Antikörper: Ein chimärer monoklonaler anti-CD20 Antikörper wurde bei CLL eingesetzt.

© Sebastian Schreiter / Springer Verlag

SILVER SPRING. Die US-Zulassungsbehörde FDA hat jetzt erstmals ein Präparat mit dem Status "Breakthrough Therapy" zugelassen. Es ist der monoklonale Antikörper Obinutuzumab zur Behandlung von bisher unbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL).

Die FDA stützte sich bei ihrer Entscheidung für die Zulassung mit diesem Status auf die Ergebnisse der CLL11-Studie, in der die Wirksamkeit der Behandlung unter anderem mit diesem Antikörper (Handelsname in den USA: GazyvaTM) plus Chlorambucil mit der Chemotherapie allein bei zuvor unbehandelten älteren Patienten geprüft wurde.

Der Hersteller des Antikörpers, Genentech, ein Mitglied der Roche-Gruppe, hatte die Zulassung zuvor als "Breakthrough Therapy" beantragt.

Durch die rasche Zulassung in den USA könnte das Präparat in Europa, wo der Antrag bereits im April 2013 gestellt worden war, möglicherweise noch in diesem Jahr zugelassen werden.

Nur 29 Anträgen wurde bisher stattgegeben

Die FDA entschied sich im Sinne dieses Antrages für die Zulassung, weil vorläufige klinische Daten Hinweise erbracht haben, dass Patienten mit der lebensbedrohlichen Erkrankung durch die Behandlung mindestens in einem klinischen Endpunkt stärker profitieren als von der herkömmlichen Therapie.

Zwischen Anfang September 2012 und Ende September 2013 waren bei der FDA 92 entsprechende Anträge gestellt worden. Nur 29 Anträgen war stattgeben worden, deren Zulassungen noch ausstehen.

Die Therapie in der CLL11-Studie war nach Angaben der Deutschen CLL-Studiengruppe extra auf ältere Patienten mit Begleiterkrankungen und bislang nicht behandelter CLL zugeschnitten.

Es nahmen 356 Patienten im Alter von median 73 Jahren (39 bis 88 Jahre) teil, von denen 238 die Kombitherapie erhielten und 118 die Monotherapie mit Chlorambucil.

Patienten mit der Kombinationstherapie profitierten signifikant stärker von der Behandlung als die Patienten, die ausschließlich Chlorambucil erhielten. Der Erfolg der Behandlung wurde anhand des Parameters "progressionsfreies Überleben" beurteilt.

Risiko für Tod oder Krankheitsprogression um 84 Prozent verringert

Patienten, die mit Obinutuzumab plus Chlorambucil behandelt worden waren, lebten im median noch 23 Monate ohne Fortschreiten der Erkrankung, Patienten der Vergleichsgruppe dagegen nur 11,1 Monate.

Aus den Studiendaten lässt sich eine Hazard Ratio (HR) von 0,16 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,11 und 0,24) errechnen.

Das entspricht einer 84-prozentigen Reduktion des Risikos für das Fortschreiten der Erkrankung oder Tod. Endergebnisse für die Kombination von Chlorambucil mit Rituximab, die in der Studie ebenfalls getestet wurde, liegen noch nicht vor.

Der monoklonale Antikörper Obinutuzumab, dem Medienberichten zufolge ein Spitzenjahresumsatz von fast einer Milliarde Euro pro Jahr zugetraut wird, ist wie das CLL-Therapeutikum Rituximab gegen das Oberflächenmolekül CD20 auf B-Lymphozyten gerichtet. Er trägt direkt und im Zusammenspiel mit dem Immunsystem zur Lyse der malignen CD20-positiven Zellen bei.

Studie mit drei Therapiearmen

Die CLL11-Studie ist eine multizentrische, unverblindete, randomisiert-kontrollierte Phase-3-Studie mit insgesamt drei Therapiearmen (Obinutuzumab plus Chlorambucil, Rituximab plus Chlorambucil, nur Chlorambucil).

Verträglichkeit und Wirksamkeit dieser Therapien wurden bei insgesamt 787 zuvor nicht behandelten älteren CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen geprüft.

Die Studie wurde von der Deutschen CLL-Studiengruppe zusammen mit Hoffmann-La Roche geplant und durchgeführt. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben.

Sekundäre Studienendpunkte waren Gesamtansprechrate, Gesamtüberleben, krankheitsfreies Überleben, minimale Resterkrankung und Toxizität.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Beschleunigte Zulassung nicht um jeden Preis!

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