Ein Antipsychotikum sollte nicht nur gegen Wahn wirken

BERLIN (grue). Das atypische Neuroleptikum Olanzapin wirkt bei Schizophrenie-Kranken nicht nur gut gegen Wahnsymptome, sondern auch gut gegen Lethargie und Depression. Das ist für die Compliance sehr wichtig: Klassische Antipsychotika, die sich vorwiegend gegen Wahnsymptome richten, werden von Patienten weniger akzeptiert.

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Für atypische Anti-psychotika spricht vor allem deren breites Wirkspektrum. Darauf hat Privatdozent Albert Putzhammer vom Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren hingewiesen. Zu den Wirkstoffen aus dieser Substanzgruppe gehört auch Olanzapin (Zyprexa®), mit dem in den vergangenen zehn Jahren viele klinische Erfahrungen gesammelt worden sind, sagte der Psychiater auf einer Veranstaltung des Unternehmens Lilly in Berlin.

"So wirkt Olanzapin bei schizophrener Agitiertheit ebenso schnell wie Haloperidol". Außerdem wirke Olanzapin stärker gegen die Negativsymptome der Schizophrenie, wie Lethargie, Depression und sozialer Rückzug. Diese Krankheitsmerkmale belasten die Patienten noch stärker als die akute Psychose. "Ein Medikament mit überzeugender Wirkung auch gegen Negativsymptome wird vom Patienten leichter akzeptiert als eines, das vorwiegend gegen Positivsymptome hilft", sagte Putzhammer.

Genau das sei das Dilemma bei klassischen Wirkstoffen wie Haloperidol: Sie sind effektiv bei Wahn und Halluzinationen, tragen aber aus Sicht der Patienten zur Lebensqualität kaum etwas bei. "Wenn dann noch motorische Komplikationen auftreten, was mit Haloperidol langfristig bei jedem zweiten Patienten der Fall ist, brechen die Patienten die Therapie ab". Die Folge sind Krankheitsrückfälle und erneute stationäre Behandlungen. "Das ist für die Patienten schlecht und belastet das Gesundheitssystem", so Putzhammer.

Die ambulante Versorgung von Patienten mit Schizophrenie sei wesentlicher günstiger als ein Klinikaufenthalt. Deshalb sollten schon früh - nämlich beim ersten Krankenhausaufenthalt - die Weichen in Richtung verträgliche Langzeittherapie gestellt werden.

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