Etwas Sport hält das Gehirn im Alter fit

SEATTLE (mut). Sport ist nicht nur gut fürs Herz, sondern auch fürs Hirn - das haben bereits viele Studien gezeigt. Zwei neue Studien legen nun nahe: Entscheidend sind Zeitpunkt und Dosis. Je früher man sich in Bewegung setzt, um so besser fürs Gehirn. Allerdings sollte man es dabei nicht übertreiben.

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Langlauf ist eine gute Möglichkeit, um im Winter Muskeln und graue Zellen anzuregen. © Erwin Wodicka/fotolia.com

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Dass die kognitive Leistung im Alter stark von der körperlichen Fitness im mittleren Lebensalter abhängt, darauf deutet jetzt eine Fall-Kontrollstudie mit über 1300 Teilnehmern (Arch Neurol 67, 2010, 80). US-Ärzte aus Rochester haben in Fragebögen den kognitiven Zustand der im Schnitt 80 Jahre alten Teilnehmer sowie Angaben zur körperlichen Aktivität erfasst. Insgesamt hatten 198 Teilnehmer (15 Prozent) leichte kognitive Einschränkungen (mild cognitive impairment, MCI).

Bei Teilnehmern, die im mittleren Lebensalter zwischen 50 und 65 Jahren regelmäßig moderat Sport getrieben hatten, lag die Rate nur bei etwa 9 Prozent - sie war also um knapp 40 Prozent niedriger. Als moderater Sport galten etwa Schwimmen, Wandern, Tennis oder Yoga. Erstaunlicherweise gab es sowohl bei wenig Bewegung als auch bei sehr anstrengendem Sport keinen signifikanten Vorteil für die Kognition.

Sport macht auch noch Rentner geistig fitter

Wer erst im Rentenalter mit moderater Bewegung angefangen hatte, dessen Hirn hatte zwar noch einen deutlichen Vorteil, dieser war aber etwas geringer als bei moderater Bewegung im mittleren Alter: Die MCI-Rate lag hier bei etwa zehn Prozent und damit um ein Drittel niedriger als im Schnitt.

Die Autoren vermuten, dass beim Sport neuroprotektive Substanzen freigesetzt werden und das Hirn besser durchblutet wird. Nicht auszuschließen ist allerdings auch, dass viel Bewegung nur ein Marker für einen gesunden Lebensstil ist. Weshalb Teilnehmer, die richtig viel Sport getrieben hatten, im Alter genau so stark kognitiv abbauten wie Couch-Potatoes, dafür haben die Autoren allerdings keine Erklärung.

Dieses Phänomen war schon in einer kürzlich publizierten Studie aufgefallen. Darin hatten Frauen, die regelmäßig anstrengende Sportarten betrieben, in Kognitionstests signifikant schlechter abgeschnitten als körperlich träge Frauen (wir berichteten). Dies wurde damit erklärt, dass sehr anstrengender Sport die Östrogenspiegel reduziert, was zwar das Brustkrebsrisiko senkt, aber offenbar nicht gut fürs Gehirn ist.

Bewegung verbessert die nachlassende Kognition

Lässt die Kognition jedoch erst einmal spürbar nach, kann man ihr mit viel Sport wieder auf die Sprünge helfen. Darauf deutet eine kleine Interventionsstudie mit 33 MCI-Patienten. Zwei Drittel machten sechs Monate lang ein recht intensives Aerobic-Training (45 bis 60 Minuten täglich, viermal die Woche), die übrigen lediglich Dehnübungen.

Teilnehmer mit Aerobic schnitten anschließend in Kognitionstest deutlich besser ab als die Teilnehmer mit Dehnübungen, dies galt aber vor allem für Frauen, weniger für Männer, was daran liegen mag, dass die Männer zu Beginn körperlich fitter waren als die Frauen.

Bei Frauen mit Aerobic verbesserte sich zudem der Glukose- und Insulinstoffwechsel weit mehr als bei Männern, was ebenfalls eine Erklärung liefern könnte (Arch Neurol 67, 2010, 71).

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