FDA-Berater gegen Rivaroxaban nach Herzinfarkt

Ein externer Beraterausschuss der US-Arzneimittelbehörde FDA hat sich mehrheitlich (6:4 Stimmen bei einer Enthaltung) gegen die Zulassung des oralen Faktor-Xa-Hemmers Rivaroxaban (Xarelto®) zur Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom ausgesprochen.

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SILVER SPRING (ob). Das Cardiovascular and Renal Drugs Advisory Committee der FDA war am 23. Mai 2012 zu einer Sitzung zusammengekommen, um zu entscheiden, ob der US-Behörde die Zulassung von Rivaroxaban zur Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom (ACS: Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris) empfohlen werden kann oder nicht.

Grundlage des Zulassungsantrags der Unternehmen Bayer Healthcare und Janssen Pharmaceuticals bilden im Wesentlichen die Daten der großen ATLAS-ACS-2-Studie.

Votum ist eine kleine Überraschung.

Die negative Entscheidung des Beraterausschusses ist zumindest eine kleine Überraschung. Denn in Informationsmaterialien zur Beratersitzung, die die US-Behörde zuvor auf der FDA-Website veröffentlicht hatte, empfahl FDA-Gutachterin Dr. Karen Hicks eine entsprechende Zulassung auf Basis dieser Studiendaten.

Die FDA forderte das Berater-Panel unter anderem dazu auf, vermeintliche Probleme der Datenqualität unter die Lupe zu nehmen und zu diskutieren.

Hingewiesen wurde etwa auf die nicht geringe Zahl von Personen, die die Studienteilnahme vorzeitig abbrachen und auf inkomplette Follow-up-Daten.

Tatsächlich waren es dann vor allem Bedenken wegen der Datenqualität, die zu einem negativen Votum auf der Beratersitzung führten. Bemängelt wurde, dass inkomplette Follow-up-Daten vieler Studienteilnehmer eine sichere Interpretation der Studienergebnisse nicht zugelassen hätten.

Doch auch die Sorge einiger Berater wegen eines erhöhten Blutungsrisikos speziell im Falle einer antithrombotischen Tripel-Therapie (Rivaroxaban, ASS, Thienopyridin) hat zur Ablehnung beigetragen.

FDA-Entscheidung fällt voraussichtlich Ende Juni

Die FDA wird voraussichtlich Ende Juni eine endgültige Entscheidung treffen. Sie muss dabei nicht zwangsläufig dem Berater-Votum folgen, tut es aber in den meisten Fällen. Auch bei der europäischen Behörde EMA läuft ein Zulassungsverfahren.

Sicherheit und Wirksamkeit von Rivaroxaban sind in den Studien ATLAS-ACS-TIMI-46 und ATLAS-ACS-2-TIMI-51 bei rund 19.000 Patienten mit ACS geprüft worden.

In der größeren ATLAS-ACS-2-Studie, an der 15 526 ACS-Patienten beteiligt waren, ging es um die Frage, ob Rivaroxaban additiv zur Standardtherapie (inklusive dualer Plättchenhemmung) von Nutzen ist. Der orale Gerinnungshemmer wurde in zwei niedrigen Dosierungen (2,5 mg und 5 mg zweimal täglich) mit Placebo verglichen.

Auf Basis einer zweijährigen Be-obachtungsdauer wurde die Rate für den primären Endpunkt (kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall) signifikant von 10,7 Prozent (Placebo) auf 9,1 Prozent (Rivaroxaban) gesenkt (relative Risikoreduktion: 16 Prozent).

Für beide Dosisstärken ergab sich jeweils eine signifikante Reduktion des primären Endpunktes.

Mit der höheren 5-mg-Dosierung wurden zwar die Infarktrate, nicht aber die kardiovaskuläre und Gesamtsterberate signifikant gesenkt.

Dagegen reduzierte Rivaroxaban in der sehr niedrigen 2,5-mg-Dosierung zwar nicht die Infarktrate, wohl aber die Rate für die kardiovaskuläre Mortalität (um 34 Prozent) und die Gesamtsterberate (um 32 Prozent). Die Kehrseite war eine signifikante Zunahme des Risikos für schwere Blutungskomplikationen.

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