Herzfehler

Forschung zu Stents speziell für Kinder wird gefördert

Eine Matrix aus Nano-Drähten eignet sich offenbar gut zur Beschichtung von Stents und Herzklappen für Kinder.

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FRANKFURT / MAIN. Für Forschungen zu neuartigen beschichteten Stents für die Anwendung bei kleinen Kindern mit angeborenem Herzfehlern haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes die Gerd Killian-Projektförderung (59.900 Euro) erhalten. Sie wurde aus Anlass der Jahrestagung der Kinderkardiologen und Herzchirurgen in Leipzig von der Deutschen Herzstiftung sowie der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie vergeben.

Ist bei Kindern mit angeborenem Herzfehler eine Op nötig, können kathetergestützt eingebrachte Stents helfen, den Zeitpunkt für den Eingriff hinauszuzögern, bis das Kind die Op besser verträgt, erinnert die Herzstiftung in einer Mitteilung. Bislang seien Stents für Kinder, die in der Regel aus rostfreiem Stahl, Titan, einer Nickel-Titan- oder einer anderen Legierung bestehen, nicht beschichtet. Das Problem: Das Blut von Kindern reagiere sehr stark auf die Oberflächen von Fremdmaterial, die Gerinnung wird aktiviert.

Forscher um den Kinderkardiologen Dr. Axel Rentzsch, Uniklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg/Saar, haben für Kinder-Stents und künstliche Herzklappen eine neue Beschichtung, eine Matrix aus Nano-Drähten, entwickelt. Sie verträgt sich sehr gut mit dem Blut, haben Untersuchungen der UKS-Forscher ergeben.

Aktuelle Tests in echten Gefäßen würden jetzt im Rahmen der Projektförderung finanziell unterstützt, so die Deutsche Herzstiftung. Die Forschungsarbeiten seien von großer Bedeutung. "Implantate haben insbesondere bei der Behandlung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern einen großen Stellenwert. Sie tragen dazu bei, dass die meisten von ihnen das Erwachsenenalter erreichen", wird Rentzsch zitiert. Sei etwa die Pulmonalklappe verschlossen, könne das lebensbedrohlich werden. Ein Stent könnte die Op um Monate oder sogar Jahre hinauszögern. "So könnte diese bei betroffenen Kindern erst später im Leben erfolgen. Möglicherweise sind sogar weniger Eingriffe nötig." Wie ein Netz unordentlich verwobener Mini-Spaghetti sehen die Nano-Drähte unter dem Elektronenmikroskop aus, beschreibt die Stiftung die neuartige Stent-Beschichtung. Jeder einzelne Nano-Draht ist hauchdünn und besteht innen aus Aluminium. Darüber liegt eine dünne Schicht Aluminiumoxid, und obenauf ein Polymer, ein spezieller chemischer Stoff aus Makromolekülen.

Fast zehn Jahre habe ein Team aus Materialforschern, Chemikern, Biologen und Medizinern der Universität des Saarlandes an der Matrix aus Nano-Drähten gearbeitet, berichtet die Stiftung. "Es wurden verschiedene Oberflächen verändert und in verschiedenen Zellkulturen auf die Bioverträglichkeit geprüft", so Professor Hashim Abdul-Khaliq, Direktor der Klinik für Pädiatrische Kardiologie am UKS, in der Mitteilung. "Wir haben auch getestet, wie sie sich mit Blut verträgt", erklärt der Kinderherzspezialist.

Das Resultat: "Es haben sich fast gar keine Blutplättchen angelagert." Das heißt, die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden und den Stent verstopfen, ist sehr gering. Der zweite Vorteil: Endothelzellen, die im menschlichen Körper Blut- und Lymphgefäße auskleiden, fühlen sich auf der neuen Beschichtung ausgesprochen wohl. "Sie wachsen darauf gut und schnell", wird Abdul-Khaliq zitiert. Glatte Muskelzellen dagegen, die Hohlorgane und Gefäße umgeben, gedeihen kaum auf den Nano-Drähten. Das ist deshalb ja so bedeutend, weil sie es sind, die ein Blutgefäß erneut verengen und es damit zu einer Restenose kommt. Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse wurde die neu entwickelte Beschichtung der Saarländer Forscher patentiert.

Im Tiermodell wollen die Forscher nun testen, wie sich ihre Innovation in echten Gefäßen bewährt.(eb)

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