Übergewicht

Fremder Kot macht schlank

Ob man dünn oder dick ist, bestimmen auch die Darmmikroben: Bei beleibten Mäusen sorgte ein Kot-Transfer dafür, dass die Pfunde purzelten.

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Funktioniert eine neue Idee zum Abnehmen, die bei Mäusen klappt, auch bei Menschen?

Funktioniert eine neue Idee zum Abnehmen, die bei Mäusen klappt, auch bei Menschen?

© iStockphoto / Thinkstock

ST. LOUIS. Übergewicht entwickelt sich in Industriestaaten bekannterweise zu einem immer schwerwiegenderem Problem.

Eine ungewöhnliche Abnehm-Methode haben nun US-Forscher gefunden: In einer Ausgabe von "Science" (2013; 341 (6150), 6. September) berichten sie, dass eine Stuhltransplantation dabei helfen könnte, Gewicht zu verlieren.

Das Forscherteam um Jeffrey Gordon von der Washington University in St. Louis habe zeigen können, dass die Zusammensetzung der Darmflora entscheidet, ob Mäuse normal- oder übergewichtig werden.

Dafür übertrugen die Wissenschaftler auf Mäuse Stuhlproben von menschlichen eineiigen Zwillingspaaren, von denen ein Zwilling schlank und der andere adipös war, berichtet laborwelt.de.

Die Tiere waren keimfrei aufgezogen worden, so dass erst mit der Fäkaltransplantation eine Darmflora entstehen konnte.

Tests mit schlanken und dicken Mäusen

Überraschendes Ergebnis: Während Mäuse, die den Stuhl des schlanken Zwillings erhielten, weiterhin schlank blieben, nahmen jene Tiere zu, deren Darm mit dem Kot des übergewichtigen Zwillings beimpft worden war - trotz eines gleichbleibenden Nahrungsmittelangebots.

Wie die Forscher herausfanden, verdauten die Darmbakterien der schlanken Mäuse vermehrt Kohlenhydrate, während sie bei den adipösen Tieren zusätzliche Aminosäuren anboten.

In weiteren Experimenten hätten die Forscher den therapeutischen Nutzen einer gesunden Darmflora nachweisen können, berichtet laborwelt.de. Demnach könnte eine Fäkaltransplantation helfen, eine normale, "schlanke" Besiedlung des Darms sicherzustellen.

Doch das funktioniert offenbar nur dann, wenn gleichzeitig die Ernährung auf eine ausgewogene Kost ungestellt wird. Bleibt es bei der hierzulande weit verbreiteten energiereichen Kost, zeigt der Stuhltransfer keine Wirkung.

Abspecken dank Fäkalspende - die Titelseiten der Frauenmagazine werde diese Diät wohl nie erobern, das wissen auch die Forscher. Zu umständlich und zu unappetitlich sei das Verfahren, laute das Urteil der Experten. (eb)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 26.09.201320:12 Uhr

Ohne Kot alles im Lot?

Gibt es eine gastroenterologische Regression zurück zur analen Phase? Bei manchen exkrementiellen Experimenten gewinnt man diesen Einduck. Doch Scherz beiseite!

Die hier referierte Studie bezieht sich auf ganze vier Zwillingspaare mit diskordanter Adipositas oder mit Stuhlkultur-Gewinnung von einem adipösen (Ob) oder schlanken (Ln) Zwillingspartner ["four twin pairs discordant for obesity or with culture collections from an obese (Ob) or lean (Ln) co-twin"].

Doch wie werden diskordante Zwillinge mit ''diskordanter Adipositas'' eigentlich definiert? Sie zeigen eine deutliche Größendifferenz (über 10 Gewichtsprozent) bei der Geburt. Üblicherweise verursacht durch eine (monoplazentare) Überperfusion des einen und Minderperfusion des anderen Zwillings. Ziemlich häufig bei eineiigen Zwillingen, aber auch bei zweieiigen Zwillingen möglich ["discordant twins - twins showing a marked difference in size (greater than 10% in weight) at birth. The condition is usually caused by overperfusion of one twin and underperfusion of the other. It is fairly common in identical twins but may also occur in dizygotic twins."]
vgl. http://medical-dictionary.thefreedictionary.com/discordant+twins

E n t s c h e i d e n d ist jedoch der Umstand dass diskordante Größen- und Gewichtsunterschiede insbesondere bei eineiigen Zwillingen innerhalb von Wochen und Monaten nach der Geburt wieder a u s g e g l i c h e n werden. Die möglichen Unterschiede in der Stuhlqualität und -Zusammensetzung werden schnell nivelliert, weil sie lediglich Ausdruck verzögerter Reifungs- und Differenzierungsprozesse beim kleineren Zwilling sind. Perspektiven für eine Lösung des weltweiten Adipositas-Problems ergeben sich dadurch m. E. nicht.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Rudolf Hege 26.09.201313:23 Uhr

Kohlenhydrat-Mast macht dick. Wen wundert es?

Mäuse haben einen anderen Stoffwechsel als Menschen. Eine - wenig artgerechte - Ernährung plus einseitiges Darmmikrobiom führt zur Gewichtszunahme - auch beim Menschen. Daher sind die derzeit noch geltenden DGE-Grundregeln (Viel Kohlenhydrate, wenig Fett) kontraproduktiv. Sie führen nicht nur zu hohen Zucker- und Insulinspiegeln - mit den entsprechenden Folgen - sondern auch zu einer erhöhten Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (wie Azetat und Proprionat) im Darm, während Butyrat eher defizitär ist.

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