Tübinger Studie

Gedächtnistraining – Besser Lernen mit Hirnstimulation

Mit einer Gleichstrom-Simulation des Stirnhirns lassen sich laut einer Studie die Ergebnisse eines Gedächtnistrainings verbessern.

Veröffentlicht:

TÜBINGEN. Dass eine leichte elektrische Stimulation des Stirnhirns, die sogenannte transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), während eines speziellen Arbeitsgedächtnistrainings die Übungsergebnisse verbessert, haben Wissenschaftler des Uniklinikums Tübingen unter Leitung von Professor Christian Plewnia gezeigt (Sci Rep 2017; 7:876). Diese Verbesserungen seien noch Monate nach dem Training und auch bei ähnlichen, vorher nicht trainierten Aufgaben nachweisbar, so die Universität in einer Mitteilung.

Für ihre Experimente teilten die Tübinger Forscher 81 Probanden in drei Gruppen ein: Bei allen wurden Stimulationselektroden aufgeklebt, doch nur bei zwei der Gruppen wurde das linke beziehungsweise rechte Stirnhirn der Probanden während drei Trainingssitzungen innerhalb einer Woche tatsächlich gezielt mit schwachem Gleichstrom stimuliert. Sprachliche Informationen werden ja vor allem im linken, räumliche Informationen bevorzugt im rechten Stirnhirn verarbeitet. Die Teilnehmer der dritten Gruppe erhielten lediglich eine Scheinstimulation. Bei dem Arbeitsgedächtnistraining am Computer wurden räumliche oder verbale Aufgaben gestellt, deren Schwierigkeitsgrad sich an die Leistungsfähigkeit der Versuchsperson anpasste.

Als Ergebnis wurde die in jeder Sitzung erreichte mittlere Gedächtniskapazität gewertet. Tatsächlich lernten Personen, die während einer sprachlichen Aufgabe am linken Stirnhirn und während einer räumlichen Aufgabe am rechten Stirnhirn stimuliert wurden, die Aufgabe besser zu bewältigen als Teilnehmer, die entweder eine Scheinstimulation oder während der sprachlichen Aufgabe eine rechtsseitige, beziehungsweise während der räumlichen Aufgabe eine linksseitige Stimulation erhielten.

Zudem zeigen diese Probanden auch in der nicht-trainierten Aufgabe, also sprachlich bei räumlichem Training und räumlich bei sprachlichem Training, bessere Leistungen.

"Die deutlichen Unterschiede zwischen den Gruppen zeigen, dass die tDCS kognitives Training gezielt unterstützen kann", wird Plewnia in der Mitteilung zitiert. Dass sich mit dieser Methode allgemein die geistige Leistungsfähigkeit verbessern lassen wird, hält er für unwahrscheinlich.

"Möglicherweise können aber ganz bestimmte Fähigkeiten oder Defizite durch die gezielte Kombination von Stimulation und Training verbessert werden." Therapeutische Anwendungen bei Depression, Schizophrenie und Gedächtnisstörungen werden derzeit untersucht. (eb)

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