Gentest erfaßt Abacavir-Überempfindlichkeit

FRANKFURT AM MAIN (awa). Einige HIV-Patienten reagieren überempfindlich auf antivirale Medikamente. Mit einem genetischen Screening auf ein bestimmtes Allel könnten jene sechs Prozent der Patienten erkannt werden, die Abacavir nicht vertragen.

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Der nukleosidische Reverse Transkriptasehemmer (NRTI) Abacavir (Ziagen®) ist eine wichtige Komponente vieler Therapien gegen den Aids-Erreger. Als Teil des Rückgrats einer HIV-Therapie kann Abacavir allein und als fixe Kombination in einer Tablette mit dem NRTI Lamivudin (3TC, Kivexa®) sowie mit 3TC und dem NRTI Azidothymidin (AZT, Trizivir®) verordnet werden.

Als akute unerwünschte Wirkung von Abacavir trete jedoch bei etwa sechs Prozent der Patienten meist innerhalb der ersten sechs Wochen eine Hypersensitivitäts-Reaktion (HSR) auf, hat Privatdozent Jan van Lunzen vom Unikrankenhaus Eppendorf in Hamburg berichtete. Die Reaktion geht häufig mit Juckreiz und Ausschlag einher. Es können aber auch Fieber und ein allgemeines, fortschreitendes Krankheitsgefühl auftreten. Die Symptome bilden sich nach Absetzen der Substanz vollständig zurück. Patienten, die auf Abacavir überempfindlich reagieren, müssen diese Substanz für immer absetzen. Die klinische Diagnose einer HSR sei jedoch häufig ungenau und habe zu falsch positiven Meldungen geführt, sagte van Lunzen bei einer Veranstaltung von GlaxoSmithKline in Frankfurt am Main.

Mittlerweile ist eine genetische Disposition für diese immunologisch vermittelte Überempfindlichkeit belegt: HSR tritt zusammen mit dem Allel HLA-B*5701 auf.

Erste Hinweise, daß ein Test auf dieses Allel unnötige Therapie-Abbrüche verringert, habe ein genetisches Screening auf HLA-B*5701 mit einem präventiven pharmakogenetischen Test in einer australischen Studie ergeben, so van Lunzen. In einer britischen Untersuchung habe das Screening auf HLA-B*5701 dazu beigetragen, die Rate der HSR von sechs auf null Prozent zu reduzieren.

Zur Zeit wird der Test in einer großen europäischen prospektiven Studie, in die bereits alle geplanten 1800 Patienten aufgenommen wurden, validiert. Mit den Ergebnissen rechnet van Lunzen ab Mitte 2007.

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