Risiko-ACE-Genvariante

Genvariante lässt in Verbindung mit fettreicher Ernährung den Blutdruck steigen

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POTSDAM-REHBRÜCKE. Das körpereigene Enzym ACE (Angiotensin-konvertierendes Enzym) spielt eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation: Wie eine Zwillingsstudie unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), einem Partner des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, nun zeigt, lässt fettreiches Essen die Enzymspiegel im Blut innerhalb von sechs Wochen ansteigen (JAHA 2017, online 17. Januar). Träger einer bestimmten ACE-Genvariante reagierten zudem mit einer Blutdruckerhöhung, teilt das DIfE mit. Die identifizierte Variante ließe sich daher möglicherweise als ein ernährungsabhängiger Risiko-Marker nutzen, so die Forscher. Neben LDL-Cholesterin könne ACE ein weiteres Bindeglied zwischen Fettzufuhr und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten sein.

Die Wissenschaftler untersuchten 46 gesunde, normal- und übergewichtige Zwillingspaare. Zu Studienbeginn mussten alle Teilnehmer eine sechswöchige Diät mit hohem Kohlenhydrat- und geringem Fettgehalt einhalten, um die Ernährungsweise der Probanden anzugleichen. Danach schloss sich eine sechswöchige fettreiche Diät an, bei der die Teilnehmer einen deutlich höheren Anteil gesättigter Fette verzehrten. Die Energiezufuhr während der unterschiedlichen Diätphasen blieb jedoch annähernd gleich, sodass die Teilnehmer nur sehr geringfügig zunahmen, was den ACE-Spiegel aber nicht beeinflusste. Sowohl vor, während als auch am Ende der Studie führten die Wissenschaftler verschiedene klinische Untersuchungen durch und analysierten die gewonnenen physiologischen Daten. Die Analyseergebnisse weisen auf eine starke Wechselwirkung zwischen der Ernährung, dem ACE-Gen und dem Blutdruck hin.

Es zeigte sich, dass homozygote Träger der Risiko-ACE-Genvariante bereits vor der fettreichen Diät höhere ACE-Spiegel im Blut hatten. Zudem stiegen im Vergleich zu den anderen Teilnehmern bei den Trägern der Risikovariante unter der fettreichen Diät die ACE-Spiegel doppelt so hoch an. Ebenso hatten sie im Vergleich zu den anderen Personen nach der fettreichen Diät Blutdruckwerte, die um durchschnittlich 9 mmHg höher lagen. Sollten sich die Ergebnisse auch in weiteren Studien bestätigen, sei es nicht nur denkbar, dass man das ACE-Gen ähnlich wie den Stoffwechselmarker LDL-Cholesterin als neuen Biomarker verwendet und insbesondere Trägern der Risiko-Genvariante zu einer fettarmen Ernährung rät. Da ACE-Hemmer zu den Blutdruckmedikamenten der ersten Wahl zählen, wäre es zudem vorstellbar, dass gerade Menschen, die einen grenzwertigen Blutdruck haben, von einer nutrigenetisch definierten Nahrungsauswahl profitieren und vielleicht keine Medikamente mehr benötigen. Nicht zuletzt gäben die Ergebnisse aber auch schon heute einen neuen Einblick in die molekularen Mechanismen, die dazu führen, dass eine hohe Aufnahme vor allem gesättigter Fette ungünstige Effekte auf den Blutdruck und damit auf das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben kann, wird der Endokrinologe Professor Andreas F. H. Pfeiffer, der am DIfE die Abteilung Klinische Ernährung und die Studie leitete, in der Mitteilung zitiert. (eb)

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