Gicht und Herzinsuffizienz - schlechte Kombi

Gicht ist ein unabhängiger Risikofaktor für Herzinsuffizienz. Haben Patienten beide Erkrankungen, ist ihre Sterberate höher als bei jenen nur mit Herzinsuffizienz.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Weichteiltophus am linken Großzehengrundgelenk bei einem Patienten mit Gicht.

Weichteiltophus am linken Großzehengrundgelenk bei einem Patienten mit Gicht.

© Prof. H. S. Füeßl, München

PALO ALTO. Die Herzinsuffizienzrate bei Gicht-Patienten ist 1,8-fach höher als bei Patienten ohne Gicht. Das Risiko für eine abnormal niedrige linksventrikuläre Auswurffraktion ist sogar fast vierfach höher.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine bevölkerungsbasierte Studie (Framingham Offspring Study).

Darin wurden seit 1971 Daten von fast 5000 Teilnehmern im Vierjahresrhythmus erhoben (BMJ Open 2012; 2: e000282).

Bei der ersten Untersuchung waren die Teilnehmer im Mittel 36 Jahre alt, 52 Prozent waren Frauen.

202 der Teilnehmer entwickelten eine Herzinsuffizienz. Das entspricht einer Inzidenz von 1,5 pro 1000 Personenjahren (PJ). Aufgeschlüsselt nach Geschlecht, lag die Inzidenz bei 2,2 für Männer und 0,8 für Frauen pro 1000 PJ.

Die Sterberate bei den Patienten mit Herzinsuffizienz war wie zu erwarten deutlich höher als bei jenen ohne die Erkrankung, und zwar um das fast Vierfache. 22 der Patienten mit Herzinsuffizienz hatten auch eine gesicherte Gicht. Von dieser Gruppe starben 16 Patienten (73 Prozent), von den Patienten mit Herzinsuffizienz ohne Gicht waren es 61 Prozent.

Gicht erhöht Sterberate bei Patienten mit Herzinsuffizienz

Die aktuelle Studie füge der Vorstellung, Gicht habe deutliche Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System, weitere Evidenz hinzu, so Professor Eswar Krishnan von der Stanford University in Palo Alto in Kalifornien.

Eine aktive Gicht habe auch in anderen Studien bei Patienten mit Herzinsuffizienz die Sterberate zusätzlich erhöht, berichtete Krishnan. Bei Herzinsuffizienz nehme die maximale Sauerstoffaufnahme mit steigenden Harnsäurewerten ab.

Erhöhte Harnsäurespiegel führen zudem zu erhöhten Werten von Entzündungsmarkern und zu oxidativem Stress. Harnsäure könne zudem die Stickoxidproduktion von Endothelzellen in den Gefäßen hemmen und so negativ auf die Gefäßdilatation wirken.

Gicht sei damit ein beeinflussbarer Risikofaktor für eine Herzinsuffizienz. Dass eine harnsäuresenkende Therapie die klinischen Ergebnisse bei Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern kann, sei bereits berichtet worden, so Krishnan.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Knie-TEP: Bei wem ist das Risiko für Instabilität erhöht?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?