RKI-Analyse

Grippe - eine tödliche Gefahr

Das Robert-Koch-Institut hat die Grippewinter der vergangenen 30 Jahre genauer unter die Lupe genommen. Die Daten belegen: Auch in Deutschland ist Influenza eine tödliche Gefahr, die nicht unterschätzt werden sollte.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Mehr als nur Husten und Schnupfen: Die Grippe sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Mehr als nur Husten und Schnupfen: Die Grippe sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

© Clerkenwell_Images/istockphoto.com

BERLIN. Influenza trifft in jedem Jahr 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Je nach dominierenden Virustypen und betroffenen Altersgruppen verläuft die Erkrankung aber sehr verschieden, sodass die Infektion in der Todesursachenstatistik nur sehr selten berücksichtigt wird.

Die der Influenza zugeschriebenen Todesfälle werden deshalb in der Regel als sogenannte Exzess-Mortalität ermittelt: Dabei wird von den beim Statistischen Bundesamt registrierten Sterbefällen während einer Grippewelle die Zahl der in dieser Zeit nach dem langjährigen Mittel zu erwartenden Sterbefälle abgezogen.

Grippewelle 2012/13 der schwerste seit 17 Jahren

Influenza 2014/15 nimmt zu

Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) war bundesweit in der 3. Kalenderwoche (KW) nicht erhöht, teilt die AG Influenza am RKI mit. In 43 Prozent der Stichproben wurden aber Influenzaviren nachgewiesen. Diese hohe Rate und auch zunehmende Influenzaerkrankungen weisen aber auf steigende Influenza-Aktivitäten hin, die noch nicht zu vermehrten ARE in der Bevölkerung geführt haben.

Daten für die Grippewinter von 1984/85 bis 2012/13 hat das RKI jetzt publiziert (Epi Bull 2015; 3: 17).

Die Grippewelle 2012/13 war danach mit 23.600 Exzess-Todesfällen die schwerste seit 17 Jahren, nur im Grippewinter 1995/96 gab es noch mehr zusätzliche Tote (29.900).

Wenig Exzess-Mortalität gab es hingegen 2010/11 bei der Schweinegrippe-Pandemie (1000). Damals waren aber vor allem junge Menschen an Influenza gestorben (mittleres Alter 47 Jahre), gibt das RKI zu bedenken. In anderen Grippewintern waren hingegen über 90 Prozent der Influenza-Toten über 60 Jahre alt, so das RKI .

Die Grippewelle 2011/12 sei mit 2,1 Millionen zusätzlichen Arzt-Konsultationen zwar relativ schwach verlaufen, habe aber eine hohe Exzess-Mortalität gehabt (7400).

Das RKI vermutet, dass das damals zirkulierende Virus "in der Bevölkerung zwar nicht zu hohen Erkrankungsraten geführt hat, jedoch gerade bei älteren Menschen im Falle einer Erkrankung besonders häufig zu tödlichen Verläufen".

Diese These wird auch dadurch gestützt, dass damals besonders viele Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen mit Todesfällen registriert wurden.

Damals haben zudem Influenza A (H3)-Viren dominiert, die in der Regel im Vergleich zu anderen Virus-Subtypen mit einer höheren Exzess-Mortalität verbunden sind.

Impfung ist der wirksamste Schutz

Die Zahlen verdeutlichen, dass Influenza in Deutschland mit einer hohen Mortalität verknüpft ist.

Die Impfung ist nach wie vor die wichtigste und effektivste Präventionsmaßnahme, betont der STIKO-Vorsitzende Dr. Jan Leidel.

Er plädiert an Ärzte, vor allem die Risikogruppen verstärkt zu impfen. "Der Schutz von knapp 50 Prozent ist allemal besser als keiner."

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Kommentare
Christian Papageorgiou 24.01.201522:37 Uhr

Zweifelhaft

Warum kenne ich bis heute keinen einzigen Arzt,der einen Patienten an einer nachgewiesenen Grippe hat sterben sehen?
Ich selbst habe auch noch keinen Fall erlebt.

Daher hier einfach mal die Umfrage:wieviele durch eine nachgewiesene Grippe verursachte Todesfälle sehen die KollegInnen hier pro Jahr?

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