Barorezeptor-Aktivierungstherapie

Gut gegen Bluthochdruck

Ein kleiner Schrittmacher, der bestimmte Rezeptoren im Carotissinus stimuliert,  kann sich positiv auf Bluthochdruck auswirken. Offenbar profitiert zudem ein weiteres Organ.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Blutdruckmessung: Die Barorezeptor-Aktivierungstherapie wirkt sich positiv auf Bluthochdruck aus.

Blutdruckmessung: Die Barorezeptor-Aktivierungstherapie wirkt sich positiv auf Bluthochdruck aus.

© eyetronic / fotolia.com

BERLIN. Bei der Barorezeptor-Aktivierungstherapie (BAT) stimuliert ein infraklavikulär eingesetztes Schrittmacheraggregat einseitig die Barorezeptoren im Carotissinus. Das senkt den Sympathikotonus, was sich günstig auf das Blutdruckverhalten bei Patienten mit arterielle Hypertonie auswirkt.

Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in Berlin berichtete Professor Michael Koziolek von der Nephrologie des Universitätsklinikums Göttingen von den Erfahrungen an der dortigen BAT-Ambulanz.

"Wir empfehlen das Gerät nur den wirklich therapierefraktären Patienten. Dazu machen wir vorher eine Massenspektrometrie des Urins, um zu sehen, ob die Antihypertensiva wirklich eingenommen werden", so Koziolek.

Messung zeigt signifikante Effekte

Gegen therapierefraktäre Hypertonie hat sich die Stimulation der Barorezeptoren im Carotissinus mit einem infraklavikulär eingesetzten Schrittmacher als wirksam gezeigt.

Gegen therapierefraktäre Hypertonie hat sich die Stimulation der Barorezeptoren im Carotissinus mit einem infraklavikulär eingesetzten Schrittmacher als wirksam gezeigt.

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Insgesamt haben die Göttinger die rund 25.000 Euro teure BAT jetzt bei 51 Patienten eingesetzt (Hypertension 2016; 67: 701). Den Therapieeffekt haben sie dabei mit der ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABPM) objektiviert, was in anderen Fallserien zu dem Verfahren nicht konsequent gemacht worden war.

Demnach sank der ABPM-Blutdruck im Verlauf von sechs Monaten im Mittel von 148 mmHg auf 140 mmHg systolisch und von 82 mmHg auf 77 mmHg diastolisch (jeweils p<0,01). Gleichzeitig ging die Zahl der durchschnittlich eingenommenen antihypertensiven Medikamente von 6,5 auf 6,0 zurück (p=0,03).

Noch nach sechs Jahren wirksam

In der Praxismessung waren die Effekte erwartungsgemäß höher: Der systolische Blutdruck sank von 171 auf 151 mmHg, der diastolische von 91 auf 82 mmHg. "55 Prozent der Patienten zeigten eine klinisch relevante Absenkung des ABPM von mindestens 5 mmHg", so Koziolek.

Die Ergebnisse decken sich mit Langzeitdaten aus der ursprünglich randomisierten Rheos-Studie der Universität Rochester. Hier zeigte sich bei 182 von ursprünglich 322 Patienten eine Blutdruckabsenkung von über 30/15 mmHg auch noch nach sechs Jahren.

Genauer angesehen haben sich die Göttinger den Effekt der BAT auf Blutgefäße und Niere. Auf Gefäßseite scheine es zu einer gewissen Entspannung der Gefäßwände zu kommen, so Koziolek: Die Pulswellengeschwindigkeit zumindest sinke.

An der Niere konnten die Nephrologen die, bei einem deutlichen Blutdruckabfall zu erwartende, Verringerung der Proteinurie und Albuminurie beobachten: Das war vor allem bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung im Stadium 3 und 4 der Fall.

Natriumexkretion normalisiert?

Ebenfalls dokumentieren konnten die Göttinger Forscher einen Anstieg der Natriumexkretion bei gleichzeitig konstantem Natriumspiegel und konstanten Levels von Aldosteron und Renin.

Koziolek interpretierte das so, dass die Patienten vor der Therapie weniger Natrium ausscheiden als Gesunde, und dass sich durch die BAT die Natriumexkretion der Niere normalisiert.

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