Der Standpunkt

HIV-Prävention fest im Blick

Die Forscher basteln eifrig an einer Möglichkeit, HIV zu heilen. Mehr als kleine Erfolge konnten aber noch nicht erzielt werden. Doch auch wenn der Durchbruch irgendwann mal gelänge, führt an der Prävention und der Aids-Aufklärung kein Weg vorbei, meint Peter Leiner.

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Die Internationale Aids-Gesellschaft (IAS) hat es längst auf ihre Fahnen geschrieben: das vorrangige Ziel der HIV-Forschung muss die Heilung sein. Die globale wissenschaftliche Strategie "Towards an HIV Cure" wird derzeit im Detail entwickelt.

Denn mit den bisher verfügbaren mehr als zwei Dutzend antiretroviralen Arzneimitteln ist es zwar inzwischen gelungen, die HIV-Infektion in eine chronische Erkrankung zu verwandeln: Eine Tablette pro Tag reicht für eine erfolgreiche Therapie aus.

Doch noch immer bleibt bei jedem offensichtlich erfolgreich behandelten Patienten im Körper ein HIV-Reservoir, aus dem das Virus entschlüpft, sobald die Therapie ausgesetzt wird.

Tatsächlich gibt es Hoffnung, dass sich mit Arzneimitteln die Viren aus den Reservoirs herauslocken und dann mit den bisher so erfolgreich genutzten Medikamenten eliminieren lassen.

So berichtete zum Beispiel die Arbeitsgruppe um Dr. David Margolis von der Universität von North Carolina in Chapel-Hill vor kurzem während der Tagung CROI 2012 in Seattle, dass sich bei sechs antiretroviral behandelten HIV-Infizierten bereits durch die einmalige Applikation des Enzymhemmers und Krebsmedikamentes Vorinostat das Virus aus seinen Verstecken herauslocken lässt.

Margolis selbst, der seit vielen Jahren an diesem Konzept forscht, betrachtet diesen Befund allerdings auch nur als ersten Schritt auf dem Weg zur Heilung.

Denn vieles bleibt zu klären, zum Beispiel welches Medikament am besten auch tatsächlich alle Regionen des Körpers - also auch das Gehirn - mit möglichst wenig Nebenwirkungen erreicht, wo HIV sich ebenfalls in bestimmten Zellen verstecken kann und vor antiretroviral wirksamen Medikamenten geschützt ist.

Es viele gibt Wissenschaftler, die an die Heilung HIV-Infizierter glauben und dass dies sogar schon Mitte dieses Jahrzehnts erreicht wird. Aber auch wenn das eines Tages Realität sein sollte, führt an der Prävention und der Aids-Aufklärung kein Weg vorbei.

Das reicht vom Kondom bis zur "Therapie als Prävention" - damit sich bald die Frage des HIV-Therapeuten Dr. Hans Jäger aus München erübrigt, "warum wir in Deutschland noch immer so viele HIV-Neu-Infektionen haben".

Lesen Sie dazu auch: Neues HIV-Therapiekonzept geht nicht auf

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