Heller Hautkrebs - die stark unterschätzte Gefahr

Er kommt viel häufiger vor als gedacht und wird immer noch unterschätzt: der helle Hautkrebs. Obwohl er bei den Männern den Prostatakrebs toppt und bei Frauen den Brustkrebs, wird er vor allem als kosmetisches Problem wahrgenommen. Dabei erkranken jedes Jahr allein in Deutschland 250.000 Menschen daran, so Experten. Das sind ein Drittel mehr als angenommen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Geschärfter Blick für die Haut. Fortbildung für Hausärzte in Theorie und Praxis unter Anleitung eines Dermatologen.

Geschärfter Blick für die Haut. Fortbildung für Hausärzte in Theorie und Praxis unter Anleitung eines Dermatologen.

© Klaus Rose

BERLIN. Der helle Hautkrebs ist für die Bevölkerung der große Unbekannte. Er toppt in Deutschland den Prostatakrebs (26 Prozent aller Männer) und den weiblichen Brustkrebs (29 Prozent aller Frauen).

Dennoch nimmt die Öffentlichkeit die Erkrankung vor allem als kosmetisches Problem wahr - oder gar nicht.

Alarmierende Studienergebnisse

Dabei ist der helle Hautkrebs längst europaweit als Problem erkannt. Die Epiderm Initiative im Public Health-Programm neun europäischer Universitäten hat Auftreten und Ursachen dieser Krebsformen in den letzten drei Jahren untersucht.

Die jüngst vorgestellten ersten Ergebnisse der Studie alarmieren. Europaweit nimmt Hautkrebs um fünf bis sieben Prozent im Jahr zu, berichtete Professor Eggert Stockfleth von der Charité bei einem von dem dänischen Unternehmen LEO Pharma ausgerichteten parlamentarischen Abend.

30 Prozent häufiger als bisher angenommen

Der helle Hautkrebs komme in Europa 30 Prozent häufiger vor als bisher angenommen. In Deutschland würden jedes Jahr 250.000 neue Erkrankungen gezählt, sagte Stockfleth.

Das sind neue Dimensionen. Im Mai hatte die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) noch die Zahl von 193.000 Neuerkrankungen im Jahr genannt, 22.000 davon Maligne Melanome. Derzeit befinden sich 900.000 Menschen wegen Hautkrebs in ärztlicher Behandlung.

Behandlungskosten betragen rund drei Milliarden Euro

Zahlen des Bundesverbands Deutscher Dermatologen zufolge summieren sich die Behandlungskosten auf rund drei Milliarden Euro. Folgekosten wie Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung erreichten zusätzlich 500 Millionen Euro im Jahr.

Die gute Nachricht, die Stockfleth überbrachte: "Wir erreichen die Melanome mit immer geringeren Eindringtiefen". Deshalb sinke die Mortalität, obwohl der schwarze Hautkrebs eine der bösartigsten Krebserkrankungen überhaupt sei.

Die Zunahme des hellen Hautkrebses hat auch eine politische Dimension. Stockfleth machte darauf aufmerksam, dass Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome Altersphänomene seien, die im Gesundheitswesen einer alternden Gesellschaft zwangläufig an Gewicht gewinnen.

Stockfleth: Screening dauerhaft etablieren

Stockfleth kündigte eine wissenschaftliche Evaluierung des seit 2008 in Deutschland eingeführten gesetzlichen Hautkrebsscreenings an. Diese sei notwendig, weil das Screeningprogramm auf fünf Jahre begrenzt sei.

Er plädierte dafür, das Screening dauerhaft zu etablieren. "Screening ist die Antwort auf die Zunahme des Hautkrebs", sagte Stockfleth. Von den rund 44 Millionen Anspruchsberechtigten hätten bereits mindestens 30 Prozent das Screening in Anspruch genommen.

Screening auch für hellen Hautkrebs

Das Screening sei nicht nur wegen des schwarzen Hautkrebses, sondern ausdrücklich auch wegen der Ausformungen des hellen Hautkrebses eingeführt worden, sagte Professor Eckhard Breitbart aus Buxtehude, einer der Initiatoren des Screenings.

Das habe kein Land auf der Welt. Die sich mit dem Screening entwickelnde flächendeckende Krebsregistrierung sei ein Riesenfortschritt.

Daraus gehe hervor, dass die 35.000 Haus- und die 3000 Hautärzte, die screenen, bis 2008 rund 180.000 Menschen mit hellem und 28.000 mit schwarzem Hautkrebs entdeckt hätten.

Hautkrebs häufiger in Dänemark als in Griechenland

Von den neun an der Studie beteiligten Ländern sind ausgerechnet die skandinavischen Länder stärker von Hautkrebs betroffen. In Dänemark tritt Hautkrebs häufiger auf als in Griechenland.

Für den Geschäftsführer der LEO Pharma Deutschland, Dr. Franz Peter Kesseler, ist dies ein starker Anknüpfungspunkt dafür, dass sich das Unternehmen seit einigen Jahren in der Hautkrebsforschung engagiert, vor allem bei der Erforschung der Aktinischen Keratose, einer Frühform des hellen Hautkrebses.

Als Stiftung reinvestiere Leopharma seine Erlöse zu 100 Prozent in die Forschung und Entwicklung. Schwerpunkt sei außer der Dermatologie die Thromboseforschung.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Haut-Screening: Prüfung bestanden

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