Forschung ausgezeichnet

Hirn-Scan deckt Legasthenie bei Kindern auf

Ein Hirn-Scan könnte ein Screening auf Legasthenie schon vor Schulbeginn möglich machen.

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LEIPZIG. Eine MRT-Aufnahme des Gehirns im Vorschulalter kann mit einer Trefferquote von 75 Prozent zeigen, ob ein Kind am Ende der ersten Klasse an einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet. Das haben Forscher am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften herausgefunden (Brain 2016; 139: 2792-2803).

Die Autoren empfehlen, diese Ergebnisse zur Früherkennung einer Legasthenie zu nutzen. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) zeichnet diese Arbeit am 28. April bei ihrer Jahrestagung mit dem Alois-Kornmüller-Preis aus.

Mehrere Studien hätten gezeigt, dass die Ursache für Legasthenie auch in den Genen liegt, so Preisträger Dr. Michael Skeide in einer Mitteilung der DGKN. Bei 141 Kindern untersuchten Skeide und sein Team mithilfe eines MRT die Ausprägung dieser Gene in bestimmten Hirnregionen, die beim Lesen- und Schreibenlernen eine wichtige Rolle spielen. Dafür machten sie MRT-Aufnahmen von Kindern in der Altersgruppe Klasse 4 bis 8 sowie Kindergarten bis Klasse 1.

Sie entdeckten dabei, dass Kinder mit einer bestimmten Variante des Gens NRSN1 – ein Gen, das für die Entwicklung der Nervenzellen wichtig ist – strukturelle Unterschiede in einer Hirnregion aufweisen, die Experten als Visual Word Form Area bezeichnen, heißt es in der DGKN-Mitteilung. Sie ist für das Erkennen von Buchstaben und Wörtern zuständig. Schon im Kindergarten, bevor Kinder das Lesen überhaupt lernen, heben sich hier Kinder mit und ohne spätere Legasthenie voneinander ab.

"Je früher eine Legasthenie erkannt wird und die betroffenen Kinder eine entsprechende Förderung erhalten, desto größer ist die Chance, dass die Ausprägung der Störung deutlich abgeschwächt werden kann", sagt Skeide. Screening-Verfahren kämen jedoch meist erst am Ende der zweiten Klasse zum Einsatz, wenn die Schwächen beim Lesen und Schreiben bereits offensichtlich sind. Für die Kinder bedeutet das Frust: Ihr Selbstbewusstsein und die Motivation, zu lernen, leiden. "Im Vorschulalter ist das Gehirn noch sehr plastisch", sagt Skeide. "Hier können wir mit der richtigen Förderung entscheidende Weichen stellen."

Die DGKN vergibt den Alois-Kornmüller-Preis alle drei Jahre für eine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der experimentellen oder klinischen Neurophysiologie an einen jungen Forscher. (eb)

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