Keuchusten

Hohe Lebensgefahr für ungeschützte Säuglinge!

Säuglinge, die noch nicht gegen Keuchhusten geimpft werden können, haben bei der Infektion ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen. Das bestätigen Ärzte aus Australien.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Kokonstrategie: Hat Oma Pertussis-Impfschutz, dann kann sie die Keime nicht an den Enkel weitergeben.

Kokonstrategie: Hat Oma Pertussis-Impfschutz, dann kann sie die Keime nicht an den Enkel weitergeben.

© Martinan / fotolia.com

BRISBANE. Säuglinge haben ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf von Keuchhusten, betonen Ärzte der Universität Brisbane. Sie appellieren daher an ihre Kollegen, die Impfempfehlungen konsequent umzusetzen.

Die Infektiologen und Intensivmediziner haben Krankenhausdaten aus Australien analysiert. Danach sind knapp 85 Prozent der Kinder mit Keuchhusten auf Intensivstationen unter vier Monate alt (BMJ Open 2016; online 18. April).

Die Impfempfehlungen für Pertussis sind dabei in Australien weiterreichender als in Deutschland: Wie hierzulande wird empfohlen, alle Kontaktpersonen von Neugeborenen zu impfen.

Anders als in Deutschland ist jedoch die erste Impfung ins Alter von sechs Wochen vorverlegt worden und zudem wird in Australien auch allen Schwangeren zur Pertussis-Impfung geraten.

Säuglinge unter vier Monaten besser schützen

Nach der Analyse wurden zwischen 1997 und 2013 in Australien 373 Kinder unter 16 Jahren mit Pertussis auf Intensivstationen behandelt. 316 davon (84,7 Prozent) waren noch nicht vier Monate alt und die Hälfte (n = 156) noch nicht einmal sechs Wochen.

Nur 7,5 Prozent der Kinder waren älter als ein Jahr. Bei etwa jedem sechsten Kind wurde eine Infektion mit einem weiteren Atemwegserreger (meist Respiratory Syncytial Virus, RSV) diagnostiziert. Zum Impfschutz waren keine Daten verfügbar.

Die Kinder waren dabei im Median 3,6 Tage auf der Intensivstation, maximal waren es 209 Tage. Gut die Hälfte der Kinder musste beatmet werden, jedes dritte Kind sogar invasiv.

23 Kinder starben an den Pertussis-Folgen, darunter zwölf im Alter unter sechs Wochen und acht im Alter von sechs Wochen bis vier Monate.

Die Studienautoren um Marlena Kaczmarek sehen die geringe Zahl von Intensivpatienten in der Altersgruppe, die durch Impfen direkt geschützt werden kann, als beruhigendes Zeichen. Sie mahnen aber, dass noch mehr getan werden muss, um Säuglinge unter vier Monaten besser zu schützen.

"Selbst durch die Kokonstrategie beim Impfen und die Vorverlegung der allerersten Impfung bleiben Säuglinge, vor allem unter vier Monaten, weiterhin in Gefahr." Hoffnungen setzen die australischen Ärzte in die zusätzliche Impfung von Schwangeren im dritten Trimenon.

Impfempfehlung auch in den USA

Die Erfahrungen mit der Schwangerenimpfung in Großbritannien bezüglich Sicherheit und Wirksamkeit seien ermutigend. Auch in den USA wird eine Pertussisimpfung in der Schwangerschaft empfohlen. Bei der STIKO wird derzeit über eine entsprechende Empfehlung beraten.

Auch in Deutschland ist "die mit Abstand höchste" altersspezifische Hospitalisierungsinzidenz weiterhin bei den Säuglingen zu finden, berichtet das Robert Koch-Institut (Epi Bull 2014; 1: 1-11). "Das primäre Public-Health-Ziel einer Impfstrategie sollte daher der Schutz dieser vulnerablen Population sein."

Im Fall der aktuellen und absehbaren Lieferengpässe bei Pertussis-Impfstoffen rät die STIKO daher, bei Auffrischimpfungen bevorzugt Haushaltsangehörige von Risikopersonen wie Neugeborenen zu berücksichtigen.

Mehr zum Thema

Impflücken erkennen

Impfstatus checken mit digitalem Tool

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

© William - stock.adobe.com

Anstieg angehen:

Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Familie_Strandperle_19966847.jpg; 19966847, Familie; MKC; Lizenzfrei; Strandperle; Bildnummer 19966847; Rechnungsnummer R6745624033; Lizenznehmer: MSD Sharp & Dohme GmbH, München

© Shutterstock / MKC

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
HPV-Impfung für Erwachsene

© syedfahadghazanfar / shutterstock

Eine Rechnung, die aufgeht!

HPV-Impfung für Erwachsene

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse