Drogenkonsum

Immer mehr Europäer konsumieren Cannabis in riskanten Mengen

Im vergangenen Jahrzehnt ist nicht nur die Zahl der Cannabis-Konsumenten in Europa gestiegen – auch wird häufiger täglich Cannabis konsumiert, berichten Hamburger Forscher.

Veröffentlicht:
Cannabis in einem Joint: In jedem zweiten europäischen Land gaben mehr als 20 Prozent der Befragten an, im Monat zuvor täglich oder fast täglich Cannabis konsumiert zu haben.

Cannabis in einem Joint: In jedem zweiten europäischen Land gaben mehr als 20 Prozent der befragten Cannabis-Konsumenten an, im Monat zuvor täglich oder fast täglich Cannabis konsumiert zu haben.

© Aleksej / stock.adobe.com

Hamburg. Die Zahl der Cannabis-Konsumenten und -Konsumentinnen ist in Europa zwischen 2010 und 2019 im Durchschnitt um mehr als ein Viertel gestiegen. Dabei hat auch der besonders riskante tägliche oder fast tägliche Konsum zugenommen. Das teilt das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit und bezieht sich auf eine Studie von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des UKE.

Die Forscher hatten anhand öffentlich zugänglicher Daten aus Ländern der Europäischen Union sowie aus Großbritannien, Norwegen und der Türkei die aktuellen Entwicklungen beim Cannabiskonsum, die Behandlungszahlen und den THC-Gehalt untersucht (Lancet Reg Health 2021, online 23. September).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Portugal sticht heraus

Ergebnis: Die Zahl der Cannabis konsumierenden Erwachsenen in den untersuchten Ländern ist im Schnitt um 27 Prozent von 3,1 auf 3,9 Prozent der Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren gestiegen. Dabei war der stärkste relative Anstieg bei den 35- bis 64-Jährigen zu beobachten.

Zudem lag der Anteil der Menschen, die bei Umfragen angegeben hatten, im vergangenen Monat täglich oder fast täglich Cannabis konsumiert zu haben, in jedem zweiten europäischen Land bei mehr als 20 Prozent; in Portugal sogar bei 70 Prozent. Dabei gilt ein Konsum dieser Häufigkeit als besonders riskant, erinnert das UKE.

Zugleich wurde europaweit ein Anstieg der Behandlungen wegen eines problematischen Cannabis-Konsums um etwa 30 Prozent registriert, vor allem zwischen den Jahren 2010 und 2015. Nur in einzelnen Ländern waren die Behandlungsraten leicht rückläufig.

Möglicherweise Einfluss durch Medizinalhanf

Die Forscher untersuchten zudem die Entwicklung des Wirkstoffgehalts des Rauschmittels im vergangenen Jahrzehnt. Der Gehalt des Hauptwirkstoffs im Cannabis, Delta-9-Tetrahydrocannabinol oder kurz THC, hat in den analysierten Proben insgesamt zugenommen.

Bei Cannabisharz, auch Haschisch genannt, hat sich der mittlere THC-Gehalt in etwa verdreifacht und bei Cannabisblüten fast verdoppelt. „Möglicherweise ist mit der Zunahme des durchschnittlichen THC-Gehalts auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren für die Konsumierenden verbunden. Das müssen weitere Untersuchungen klären“, wird Studienleiter Dr. Jakob Manthey in der Mitteilung zitiert.

Manthey gibt weiter zu bedenken: „Inwiefern der Anstieg des Cannabis-Konsums durch die Zunahme des in einigen europäischen Ländern erlaubten medizinischen Gebrauchs erklärbar ist, kann durch die uns vorliegenden Daten nicht beantwortet werden.“ (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: AIOLOS-Studie: Therapieabbrüche nach Gründen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Ofatumumab: Wachsende Evidenz stützt frühe hochwirksame Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Alle Kinder hatten B-Zell-Werte im altersspezifischen Normbereich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5]

MS-Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Ocrelizumab: einfache und flexible Therapie in jeder Lebensphase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: CHAMPION-NMOSD – Zeit bis zum ersten bestätigten Schub bei Patientinnen und Patienten mit NMOSD (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [7]

Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen

Mit Ravulizumab Schubfreiheit erreichen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: Alexion Pharma Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Transplantation von Beta-Zellen

Neue Zelltherapie-Optionen bei Diabetes

Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung