Interferon-Therapie wird besser verträglich

PRAG (hem). Für die MS-Therapie ist eine neue Formulierung von Interferon beta-1a s.c. (Rebif®) entwickelt worden. Die Injektionsverträglichkeit ist damit verbessert und die Immunogenität verringert. Die Häufigkeit lokaler Hautreaktionen lässt sich um zwei Drittel reduzieren. MS-Experten erhoffen sich damit eine bessere Compliance.

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Auch wenn sich erst nach neun bis zwölf Monaten abschätzen lässt, ob eine Interferon-Therapie erfolgreich ist, brechen 26 Prozent aller Patienten mit Multipler Sklerose ihre Behandlung schon innerhalb von drei Monaten wieder ab. Darauf hat Professor Heinz Wiendl von der Universitätsklinik in Würzburg bei einer Veranstaltung von Merck Serono hingewiesen. Nach einem Jahr seien sogar fast die Hälfte aller Patienten ohne Therapie.

Die wichtigste Ursache für einen vorzeitigen Therapieabbruch ist für Wiendl, dass die möglichen Therapieeffekte falsch eingeschätzt werden. Die meisten Patienten hätten unrealistisch hohe Erwartungen, die von vornherein nicht erfüllt werden können.

So glaubten viele MS-Kranke, auch schon bestehende neurologische Defizite ließen sich noch beheben. Mit zunehmender Enttäuschung werde häufig die ganze Therapie infrage gestellt, lokale Hautreaktionen etwa nach den Injektionen gewännen zusehends an Bedeutung. Vor allem Patienten in Remission und ohne akuten Leidensdruck ließen sich dann nur schwer für eine kontinuierliche Therapie motivieren, sagte Wiendl beim ECTRIMS-Kongress in Prag.

Die lokalen Hauterscheinungen nach den Interferon-Injektionen sind auf eine immunologische Reaktion an der Injektionsstelle zurückzuführen, wie Privatdozent Dr. Sigbert Jahn von Serono berichtet hat. Eine Verbesserung verspricht hierbei die neue Interferon-beta-1a-Formulierung: Sie kommt bei der Herstellung ohne fetales Kälberserum aus. Auch könne für die Abfüllung auf Fremdeiweiße verzichtet werden; die stabilisierende Zugabe von Humanserumalbumin sei nicht mehr nötig.

Dieser Zusatz war bislang erforderlich, um ein regelrechtes Festkleben des Wirkstoffes an den Behältnissen zu verhindern. In einer Studie mit 260 Patienten traten mit der neuen Formulierung lokale Hautirritationen wie lokalisierte Erytheme und Brennen nur bei knapp 30 Prozent der Patienten auf, mit der bisherigen Formulierung traf das für 84 Prozent der Patienten zu. Auch Hautausschläge waren mit der neuen Formulierung von Interferon beta-1a seltener (5,4 versus 12 Prozent).

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