Beginn der Schwangerschaft

Jede sechste Frau adipös

Seit 1990 hat sich die Zahl der übergwichtigen Schwangeren verdoppelt. Das hat Folgen für die Vorsorge in den Arztpraxen.

Veröffentlicht:
Viele Frauen sind bereits zu Beginn der Schwangerschaft übergewichtig, zeigen neue Daten.

Viele Frauen sind bereits zu Beginn der Schwangerschaft übergewichtig, zeigen neue Daten.

© Liaurinko / fotolia.com

MÜNCHEN. Die Tatsachen sind nicht mehr zu übersehen. Nicht nur in den USA werden die Menschen immer dicker, auch hierzulande macht sich die Adipositas-Epidemie breit. Das macht auch vor der Schwangerenvorsorge nicht Halt.

Nach der Perinatalerhebung in Hessen hat heute jede 6. Frau bei Beginn der Schwangerschaft einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg / m², berichtete Professor Frank Louwen von der Universitätsklinik Frankfurt a. Main.

Der Anteil der Adipösen an allen Schwangeren hat sich danach seit 1990 mehr als verdoppelt. Wer glaubt, dies sei der Zunahme der älteren Schwangeren geschuldet, sieht sich getäuscht:

Gerade bei den werdenden Müttern unter 25 Jahren ist in Hessen der größte Anstieg der Adipösen in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen. "Wir haben heute ganz andere Patienten", so Louwen beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in München.

Mit einem BMI von über 30 kg / m² steigt auch das Risiko für Totgeburten, eine perinatale Mortalität der Mutter oder einen 5-MinutenAPGAR-Wert von < 7 an. Dabei sind diese Risiken bei Müttern mit einem BMI von über 40 bei Schwangerschaftsbeginn - auch keine Seltenheit mehr - noch einmal deutlich weiter erhöht.

Hohes Risiko für metabolische Störung beim Kind

Nicht ausreichende Wehentätigkeit, übertragene Kinder und primäre Sectiones werden in Abhängigkeit von der Adipositas häufiger. Zudem muss inzwischen aufgrund fetaler Programmierung mit einem hohen Risiko für die frühe Entwicklung metabolischer Störungen auch beim Kind ausgegangen werden, so Louwen.

Potenziert werden die Risiken der adipösen Schwangeren und ihres Nachwuchses, wenn die Mutter raucht und Diabetikerin ist.

Mit den adipösen Schwangeren rückt also der Diabetes mellitus Typ 2 in die Frauenarztpraxen. Bei Diabetes Typ 1 ist das Fehlbildungsrisiko unbehandelt hoch, bei guter Einstellung lassen sich die Risiken minimieren. "Das ist bei Typ-2-Diabetes im Prinzip genauso", betonte der Experte aus Frankfurt am Main.

Um entsprechend und frühzeitig agieren zu können, sollte bei adipösen Patientinnen im 1. Trimenon ein Typ-2-Diabetes abgeklärt werden.

In Hessen soll die geplante Studie DEMO (Detection of Maternal Obesity with Type 2 Diabetes as risk factor for fetal, neonatal and adult morbidity in Hessen) die Früherkennung des Diabetes Typ 2 und die Differenzierung von Typ-2-Diabetes und Gestationsdiabetes über die Messung des HbA1c in der 20. Schwangerschaftswoche prüfen.

Louwen spekulierte, dass bei adipösen Diabetikerinnen therapeutisch möglicherweise auch Metformin Sinn machen könnte. Geprüft und zugelassen ist diese Therapie bei diesen Patientinnen aber nicht, Ernährungsumstellung, mehr körperliche Aktivität und Insulintherapie sind der Standard. (fk)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Perioperative Komplikationen

Allgemeinchirurgie: HbA1c präoperativ bestimmen!

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?