"Ärzte Zeitung"-Umfrage

Klares Votum für die Impfpflicht

Der Masern-Ausbruch in Berlin geht ungebremst weiter. Die WHO ist besorgt, und in Deutschland diskutieren Politiker und Ärzte über eine Impfpflicht. Die "Ärzte Zeitung" hat ihre Leser gefragt, wie diese zur Debatte stehen - das Ergebnis ist eindeutig.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Nach dem Tod eines an Masern erkrankten Kleinkindes wird die Debatte um eine Impfpflicht in Deutschland immer hitziger.

Vor allem die Frage, wie überzeugte Impfgegner erreicht werden können, beschäftigt - und lässt dabei auch den Ruf nach einer allgemeinen Impfpflicht lauter werden.

Wie stehen die Leser der "Ärzte Zeitung" zu einer möglichen Einführung eines Impfzwangs in Deutschland? Wir haben mittels Online-Voting nachgefragt - und das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache.

"Impfen erlaubt staatlichen Zwang"

Fast drei Viertel der insgesamt 611 Teilnehmer haben sich für einen Impfzwang ausgesprochen. 73 Prozent beantworteten die Frage "Sind Sie als Arzt für oder gegen einen Impfzwang in Deutschland?" mit der eindeutigen Antwort "Ich bin für eine Impfpflicht."

"Impfen ist Bürgerpflicht und erlaubt auch staatlichen Zwang“, meint etwa Dr. Martin Junker in einem Kommentar auf unserer Webseite.

Andere sprechen sich zwar für Konsequenzen für Impfverweigerer aus, jedoch nicht ausdrücklich für eine Impfpflicht.

So stellt Dr. Manfred Stapff in seinem Leserkommentar zwei Forderungen: "Ohne Impfnachweis keine Nutzung der öffentlichen Infrastruktur (Kindergarten, Schule, Hort etc.)" und eine "saftige zivile Schadensersatzklage gegen diejenigen, deren vorsätzliche Impfverweigerung zur Entstehung oder Weiterverbreitung einer Epidemie mit entsprechenden wirtschaftlichen Schäden geführt hat".

Dr. Klaus Weiner hingegen meint: "Es braucht keine neue Strategie, es hapert an der Umsetzung der vorhandenen."

Impfgegner schwer zu bekehren

Nur rund ein Viertel der Teilnehmer - 26 Prozent - hat sich in der Umfrage ausdrücklich gegen die Einführung eines Impfzwangs ausgesprochen. Dabei liegt zwischen überzeugten Impfgegnern und klaren Befürwortern ein spürbares Spannungsfeld.

"Fanatiker kann man nicht beraten. Sie wissen sowieso alles besser. Je extremer eine Position, Haltung, Überzeugung ist, desto weniger kann man mit Sachargumenten überzeugen", sagt Dr. Franz J. Linnenbaum.

Eine Impfpflicht ist für ihn zwar unvorstellbar, doch dürfe man sich bei der Beratung von überzeugten Gegnern der Prävention auch nicht zu viel Hoffnung machen, diese "bekehren" zu können.

"Dass Impfgegner sich überhaupt so breit machen konnten, liegt auch an der Unfähigkeit der Politik, endlich eine verbindliche Regelung zu treffen. Wissenschaftliche Argumentation beeindruckt Impfverweigerer in der Regel nicht, sie leben in ihrer eigenen Realität", kritisiert "Ärzte Zeitung"-Leser Dr. Rüdiger Storm.

Dr. Karlheinz Bayer warnt jedoch: "Impfkritiker als pseudoreligiös zu bezeichnen ist dann bedenklich, wenn die Argumente der Impfgegner nicht widerlegbar sind. Schließlich impfen wir erst seit einem halben Jahrhundert gegen Masern und wissen im Grunde genommen überhaupt nicht, was wir damit machen. Langzeiterfahrungen fehlen."

611 Leser stimmen in nur 48 Stunden ab

Lediglich knapp ein Prozent der Teilnehmer hat zu dem Thema keine Meinung.

Doch nicht nur an dieser geringen Zahl wird deutlich, dass das Thema bewegt: Die 611 Teilnehmer haben innerhalb von nur 48 Stunden ihre Meinung abgegeben - und die aktuelle Berichterstattung der "Ärzte Zeitung" mit zahlreichen Beiträgen kommentiert.

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