Leser fragen - Kollegen antworten

Ein Hausarzt aus Offenburg fragt:

Mein Patient, Jahrgang 1942, erhielt vor fünf Jahren eine Knieprothese rechts wegen Varusgonarthrose. Nach zwei Jahren schwoll das Knie plötzlich an, es bestanden erhebliche Schmerzen. Punktion und Blutuntersuchung ergaben erhöhte Harnsäure-Werte. Unter Allopurinol besserte sich der Befund vollständig. Seit 1,5 Jahren kann das Knie nicht mehr über 90° gebeugt werden, es ist ständig geschwollen, es bestehen Belastungsschmerzen. Harnsäure- und Entzündungswerte unter Therapie sind normal. Es liegen keine Beschwerden in anderen Gelenken vor. Welche Diagnostik und Therapie kommen in Frage?

Antwort von Privatdozent Dr. Klaus Lerch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Landshut:

Die Ergussbildung kann drei Ursachen haben:

- chronischer, schleichender periprothetischer Infekt als Spätinfektion, die nicht unbedingt mit laborchemischen Entzündungsparametern einhergehen muss;

- eine Prothesenlockerung oder Bandinstabilität;

- einen akuten Gichtanfall, der in Ausnahmefällen auch große Gelenke, vor allem das Kniegelenk, betreffen kann.

Es könnte sich aber auch um eine Komorbidität handeln. Wichtig wäre, ob im primären Kniegelenkspunktat Harnsäurekristalle nachgewiesen worden sind. Um die derzeitigen Beschwerden zu klären, würde ich so vorgehen:

- klinische Untersuchung zur Kontrolle der Beweglichkeit und Bandinstabilität sowie der Beinachse;

- Röntgenuntersuchung des Kniegelenkes in zwei Ebenen und

- Patella-Tangentialaufnahme mit der Frage nach Lockerungszeichen, nach der Position der Prothesenkomponenten und dem Lauf der Patella im Femurschild;

- bei chronischer Ergussbildung hochsterile Punktion des Kniegelenkes und Untersuchung des Punktates auf Zellzahl mit Bestimmung der weißen Blutkörperchen, mikrobiologische Untersuchung als Kultur und mit Hilfe der PCR zum Nachweis von bakteriellen Gen-Bestandteilen als spezifische Untersuchungsmöglichkeit (Satz des Zentrifugats zur Anzüchtung verwenden, Bebrütungszeit mindestens zwei Wochen!)

Retropatellare Schmerzen durch Hyperkompression und Lateralisierung, sichtbar in der Patella-Röntgen-Tangentialaufnahme, können operativ angegangen werden. Bei Prothesenlockerung oder schleichendem Spätinfekt ist ein Prothesenwechsel indiziert.

Haben auch Sie eine Frage? Dann schicken Sie uns ein Fax (06102 / 506-224) oder eine E-Mail an med@aerztezeitung.de

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Der prominente Patient

Christoph Kolumbus: Fast blind nach Amerika

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung