Koalition gegen Pflichtberatung von Schwangeren

BERLIN (hak). Im Unterschied zur Union wollen die Koalitionsfraktionen psychosoziale Beratungsangebote bei Schwangerschaftsabbrüchen nach medizinischer Indikation lediglich ausbauen, aber nicht zur Pflicht erheben.

Veröffentlicht:

"Wir würden sonst die Schwangeren entmündigen", begründete Erika Ober einen entsprechenden Antrag von Rot-Grün. Es sei zwar sinnvoll, die Beratungsangebote für Frauen zu verbessern. Schwangere aber zur Teilnahme zu zwingen, würde dem Frauenbild der Regierung widersprechen, sagte Ober der "Ärzte Zeitung".

Die Union hatte Mitte November einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der das Ziel verfolgte, Spätabtreibungen nach medizinischer Indikation zu erschweren (wir berichteten). Einer pränatalen Diagnostik soll danach ein fachkundiges Beratungsgespräch mit einem Arzt vorausgehen. Die medizinische Beratung solle um eine psycho-soziale erweitert werden.

Die Kassen sollen für die pränatale Diagnostik nur dann die Kosten übernehmen, wenn die Schwangere sich in dieser Weise beraten läßt. Dagegen fordern die Regierungsfraktionen, werdenden Eltern eine unabhängige psychosoziale Beratung anzubieten, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Es sei hilfreich, Paaren dieses Angebot zu machen, damit sie sich ein eigenes Urteil bilden und selbstbestimmt Entscheidungen treffen können, heißt es in dem Antrag von SPD und Grünen.

Bei gewünschten Schwangerschaften sei die Mitteilung über die Behinderung, Erkrankung oder Beeinträchtigung des Kindes "in der Regel ein Schock für die betroffenen Eltern". Die Richtlinien der Bundesärztekammer zur pränatalen Diagnostik seien so zu überarbeiten, daß eine adäquate Aufklärung und Beratung sowohl vor wie nach der PND gewährleistet ist, so die Koalitionsfraktionen.

Hinter dem Antrag von Rot-Grün steht die Erkenntnis, daß pränatale Diagnostik nicht zu vermehrten Schwangerschaftsabbrüchen führt. Im Gegenteil: Laut Statistischem Bundesamt sinkt die Zahl medizinisch indizierter Schwangerschaftsabbrüche trotz besserer Diagnostik kontinuierlich.

Mehr zum Thema

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)

Rote-Hand-Brief zu oralen Retinoiden

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Schließung der ÄZQ unumgänglich: KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner am Montag bei der VV in Mainz.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

KBV-VV in Mainz

KBV-Vorstandsmitglied Steiner verteidigt ÄZQ-Schließung