Forschungsprojekt

Koffein gegen Alzheimer

Kaffee gegen das Vergessen? Im Tierversuch hilft ein Koffein-ähnlicher Wirkstoff gegen die für Alzheimer typischen Veränderungen im Gehirn. Doch die Forscher dämpfen Hoffnungen auf schnelle Hilfe.

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Kaffeebohnen: Der Stoff, aus dem die künftige Alzheimerwaffe gemacht wird?

Kaffeebohnen: Der Stoff, aus dem die künftige Alzheimerwaffe gemacht wird?

© Carlo Bergonzoni / iStock

BONN. Kaffee gilt als konzentrationsfördernd und schneller Wachmacher. Doch möglicherweise hilft Koffein nicht nur kurzfristig gegen Müdigkeit, sondern auch langfristig gegen Alzheimer.

Wie ein Forscherteam der Universitäten Bonn und Lille in Frankreich herausfand, hemmt ein Koffein-ähnlichen Wirkstoff im Laborversuch mit Mäusen Ablagerungen des Tau-Proteins im Gehirn. Tau-Ablagerungen gelten bekanntlich als einer der beiden Hauptindikatoren für einen Morbus Alzheimer.

Beim anderen Indikator, Verklumpungen aus Amyloid-Beta-Protein, war die positive Wirkung von Koffein bei Mäusen bereits belegt. Nun hat das Team um die Bonner Professorin Christa Müller und ihren Forscherkollegen Dr. David Blum aus Lille die Wirkung erstmals auch für das Tau-Protein bestätigt (Neurobiol Aging 2014; online 31. März).

Demnach blockiert Koffein A2A-Rezeptoren im Gehirn, die sonst vom Botenstoff Adenosin aktiviert werden. Diese Blockade wirkt sich Vorstudien zufolge auf die Amyloid-Beta-Schädigungen aus. Die Menge der schädlichen Verklumpungen wird reduziert, ein schützender Effekt durch Koffein tritt ein. Die aktuelle Studie zeigt nun: Der Effekt hilft auch gegen die Tau-Ablagerungen.

Der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, Privatdozent Werner Hofmann, sprach von einem "ausgesprochen vielversprechenden Ansatz" der Studie. "Der Weg ist allerdings noch sehr weit."

Auch sei der Rahmen des Projekts eher klein: "Das Volumen der Forschungsgelder ist ganz bescheiden." Professorin Müller erhielt 30.000 Euro vom gemeinnützigen Verein "Alzheimer Forschung Initiative" (AFI), ihr Kollege aus Lille forschte mit knapp 50.000 Euro der französischen Schwesterorganisation der AFI.

Müller sprach in einer Erklärung am Montag von "einem guten Schritt voran". Man habe gezeigt, dass der neue Ansatz "in einem Tiermodell, das der Krankheit sehr ähnlich ist, tatsächlich sehr positive Wirkungen" mit geringen Nebeneffekten habe. Nun müssten zunächst weitere Versuche mit Tieren folgen, dann erst ständen erste klinische Studien an. (dpa)

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