Korrekte Chirotherapie ist keine Gefahr für intakte Halsgefäße

NEU-ISENBURG (mut). Entwarnung für Manualmediziner: Anders als in der Fachliteratur und auch in medizinischen Gutachten immer wieder behauptet, können korrekte manualmedizinische Manipulationen an der Halswirbelsäule kaum die Ursache für Gefäßdissektionen sein. Darauf weist jetzt eine Analyse von über 70 Publikationen hin.

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In ihrer Analyse fanden die Autoren keine stichhaltigen Belege für einen kausalen Zusammenhang zwischen Chirotherapie und Gefäßdissektion. Sie schließen daraus, daß es sich bei Patienten mit gesunden Gefäßen, die nach einer HWS-Manipulation eine Dissektion, meist der Vertebralarterie, bekommen haben, nur um eine zeitliche Koinzidenz gehandelt hat (Manuelle Medizin 2, 2004, 109).

Bestimmte Bindegewebskrankheiten können jedoch das Dissektionsrisiko erhöhen. Dazu zählt etwa die fibromuskuläre Dysplasie, von der etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist, oder das noch seltenere Marfan-Syndrom. Solche Erkrankungen sind Kontraindikationen für eine HWS-Manipulation, ebenso genetisch bedingte Thrombophilien, sagte Professor Toni Graf-Baumann von der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur "Ärzte Zeitung". Nach diesen Krankheiten müsse daher gefragt werden.

Bei Patienten mit Osteoporose sollte ebenfalls auf Manipulationen verzichtet werden. Vorsicht ist zudem bei fortgeschrittener Atherosklerose geboten. Vor jeder HWS-Manipulation sollten konventionelle Röntgenbilder in zwei Ebenen gemacht werden, aufwendige bildgebende Untersuchungen sind in der Regel nicht nötig.

Um Risikofaktoren für eine Dissektion herauszufinden, ist ein Aufklärungsbogen mit Anamnese-Teil hilfreich. Darin werden Kontraindikationen abgefragt und die Patienten über mögliche Gefahren informiert.

Die DGMM rät zu einen Aufklärungsbogen vom DIOmed Verlag, Fax: 0 95 22 / 94 35 35, Bestell-Nr. 08/200

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Beim Einparken eines Autos wirken oft stärkere Kräfte auf die Halsgefäße als bei einer HWS-Manipulation

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