Krebs bei Kindern

Krebsdiagnostik bald mit MRT statt PET/CT?

Keine Strahlenbelastung und trotzdem gute Staging-Diagnostik für Kinder mit Lymphom und Sarkom? Das versprechen zumindest Radiologen und Onkologen aus den USA. Für sie ist eine Kombi-MRT die Alternative zur Standard-PET/CT.

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PET/CT (Archivbild): Radiologen aus Stanford glauben an eine Alternative für die Krebsdiagnostik in der Pädiatrie.

PET/CT (Archivbild): Radiologen aus Stanford glauben an eine Alternative für die Krebsdiagnostik in der Pädiatrie.

© Jan-Peter Kasper / dpa

STANFORD. Für Kinder und Jugendliche mit Krebs könnten Radiologen möglicherweise eine strahlenfreie Diagnostik zum Staging und zur Therapiekontrolle anbieten: kombinierte MRT-Untersuchungen mit Ferumoxytol.

Denn eine erste Pilotstudie aus den USA liefert jetzt ähnlich gute Ergebnisse wie die derzeitige Standarddiagnostik mit PET/CT (Lancet Oncol 2014; online 19. Februar)

Das Dilemma mit der Diagnostik besonders bei Kindern und Jugendlichen mit Krebs ist bekannt: Die erforderlichen Vor- und Nachuntersuchungen sind strahlenintensiv.

Eine einzige PET/CT zum Staging etwa Kindern mit Lymphom oder Sarkom belastet trotz adaptierten verminderten Strahlendosen mit 10 bis 20 mSv (Milli-Sievert); das entspricht einer Strahlenbelastung von 700 bis 750 Röntgenuntersuchungen des Thorax. Und die PET/CT-Dosis entspricht der fünf- bis zehnfachen natürlichen Strahlenbelastung (in Deutschland pro Jahr im Mittel 2,1 mSv).

Kombi-MRT ahmt PET/CT nach — aber ohne Strahlung

Da allein schon Strahlen- und Chemotherapien im Kindesalter das Risiko der Überlebenden erhöhen, später im Erwachsenenalter an Krebs zu erkranken, suchen Radiologen schon länger nach zuverlässigen strahlenfreien Alternativen zur Standarddiagnostik.

Und eine solche Alternative haben Radiologen und Onkologen von der Stanford-Universität in Kalifornien jetzt in einer MRT-Pilotstudie bei 22 Kindern mit malignem Lymphom oder Sarkom untersucht.

Die Kinder erhielten sowohl PET/CT als auch MRT. Analog zur PET/CT wurden pro Kind zwei Untersuchungen mit verschiedenen MRT-Techniken gemacht: eine Untersuchung (Diffusions-MRT) zur Lokalisation von Tumorherden und eine Untersuchung (T1-gewichtet) zur genauen anatomischen Darstellung.

Die Daten der MRT-Untersuchungen wurden anschließend zusammengeführt, analog zur PET/CT-Technik. Die Aufnahmen der Diffusions-MRT wurden zusätzlich farbkodiert. So erhielten die Ärzte die genaue Lokalisation der Tumoren; wichtig zum Beispiel zur Planung einer Strahlentherapie.

Als Kontrastmittel nutzten die Radiologen Ferumoxytol*, ein Eisen-haltiges Medikament mit sehr guten magnetischen Eigenschaften, wichtig für MRT. Warum ausgerechnet Ferumoxytol?

Es gibt bereits Pilotstudien, in denen das Medikament zur i.v.-Therapie bei Kindern mit Anämie geprüft wurde. Das Medikament wurde gut vertragen. Und: Die Plasma-Halbwertzeit ist deutlich länger als bei anderen Eisen-haltigen Kontrastmittel. Allerdings: Ferumoxytol als Kontrastmittel ist auch in den USA ein Off-label-use.

Keine signifikanten Unterschiede zwischen Kombi-MRT und PET/CT

Nach den Untersuchungen verglichen die Ärzte die Ergebnisse der PET/CT und der kombinierten MRT. Verifiziert wurden tumorverdächtige Areale durch Biopsien.

Die MRT ergab sechs falsch-positive Befunde (PET/CT: 26) sowie 16 falsch-negative Befunde (PET/CT: 11). Es gab keine signifikanten Unterschiede bezüglich Sensitivität, Spezifität und diagnostischer Genauigkeit zwischen den beiden Diagnose-Techniken.

Die Studienautoren um Dr. Christopher Klenk werten die Ergebnisse dieser strahlenfreien Staging-Diagnostik als ermutigend. Und obwohl es eine erste Pilotstudie ist, glauben die Autoren, dass diese Methode sofort klinisch eingesetzt werden könnte und sollte.

Kommentator gießt Wasser in den Wein

Das allerdings sieht Dr. Thomas C. Kwee von der niederländischen Universität Utrecht in einem Kommentar in Lancet Oncology anders. Für ihn ist nicht erwiesen, dass die Kombi-MRT wie in der Studie angewandt ähnlich gute Ergebnisse wie die PET/CT bringen kann, zum Beispiel bezüglich der Vergleichbarkeit vor und nach Therapie in den notwendigen Verlaufkontrollen.

Außerdem bemängelt Kwee die geringe Zahl der Studienteilnehmer und dass die Studie an nur einem Zentrum gemacht wurde. Weitere größere Studien seien daher notwendig, bevor die Kombi-MRT als Alternative zum Standard PET/CT infrage käme. (gwa)

*) Ferumoxytol ist in Europa zugelassen zur i.v.-Therapie für Erwachsene mit Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz.

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